Food-Startup Pottsalat trotzt Coronakrise – und feiert Rekordmonat
Die Corona-Pandemie beschert Lebensmittel-Lieferdiensten einen bislang ungeahnt hohen Absatz. Dennoch ist der Erfolg keineswegs selbstverständlich – schließlich müssen die Händler zugleich für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und Kunden Sorge tragen. Für das Food-Startup Pottsalat hatte die Einhaltung der Hygienemaßnahmen von Beginn an oberste Priorität. Das zahlt sich nun aus: Im April hat das Jungunternehmen aus Essen mit insgesamt rund 17.000 Salaten und Bowls einen Rekordumsatz erzielt – das sind über 700 Salate & Bowls pro Werktag! Im Interview erzählt Pottsalat-Gründer Ben Küstner, wie sein Startup anfangs mit den Folgen der Coronakrise zu kämpfen hatte und wie es ihm gelungen ist, die Herausforderung zu meistern.
Hallo Ben, Glückwunsch zu Eurem Rekordmonat April. Wie habt Ihr die vergangenen Wochen durchlebt?
Vielen Dank. Zunächst können wir uns glücklich schätzen, gesundheitlich bisher verschont geblieben zu sein. Ich denke für jeden Geschäftsführer und Unternehmer auf der Welt waren die vergangenen Wochen keine leichte Zeit. Zum Glück kam es in Nordrhein-Westfalen zu keiner gesetzlichen Schließung von Lieferdiensten. Trotzdem sind uns einige Entscheidungen nicht leichtgefallen.
In unserem Fall mussten Alex, Pia und ich die Verantwortung für die Gesundheit von 100 Mitarbeitern übernehmen. Speziell als Kurierfahrer ist man zwangsläufig in Kontakt mit vielen unbekannten Personen. Dies mussten wir der Verantwortung gegenüberstellen, dass sowohl Arbeitsplätze als auch unsere Existenz an der Pottsalat GmbH hängen.
Wir haben uns in der sich ständig ändernden Lage der vergangenen Wochen jedoch immer dazu entschieden, weiter auszuliefern und unsere Sicherheitsmaßnahmen nach und nach zu erhöhen. Jedem Mitarbeiter war es freigestellt, ob er kommt oder nicht. Bis auf ein paar wenige begründete Ausnahmen sind auch noch alle dabei und helfen uns dabei, diese Phase durchzustehen.
Wie hat sich Coronakrise auf Eure Verkaufszahlen ausgewirkt?
Die wirtschaftlichen Folgen von Corona haben wir ab Mitte März zu spüren bekommen. Eine Woche vor Start der allumfassenden Kontaktsperre ging es am 16. März mit den flächendeckenden Home-Office-Regelungen in Deutschland los. Das hat sich bei uns direkt mit einem Umsatzrückgang von 26 Prozent in der zwölften Kalenderwoche im Vergleich zur Vorwoche bemerkbar gemacht. Größere Bestellungen von 5 bis 20 Salaten haben bis dahin einen wesentlichen Anteil unseres Umsatzes ausgemacht. Ab dem 16. März sind diese Aufträge dann deutlich zurückgegangen.
Und wie ging es dann weiter?
Ab der Folgewoche ging es zum Glück schon wieder bergauf. Vor allem die Anzahl der Bestellungen ist in dieser Woche deutlich gestiegen – und das obwohl meistens nicht mehr als fünf Salate oder Bowls auf einmal bestellt wurden.
In der 13. Kalenderwoche lag unser Umsatz bereits bei 92 Prozent des durchschnittlichen Niveaus vor Corona. Danach sind wir bis heute von Woche zu Woche an beiden Standorten in Essen [Anm. d. Red. Eröffnung: Essen, Januar 2017] und Dortmund [Anm. d. Red. Eröffnung: Dortmund, Dezember 2019] gewachsen und haben Rekordumsätze verzeichnet.
Im April haben wir zum ersten Mal 700 Salate und Bowls pro Werktag verkauft – das ist ein echter Rekord. In absoluten Zahlen waren das 17.325 Salate und Bowls in beiden Standorten.
Wie erklärst Du Dir diesen Effekt?
Hier kommen mehrere Faktoren zusammen. Zum einen waren wir auch vor der Coronakrise schon auf Wachstumskurs und sind in unseren beiden Standorten gewachsen. Zum anderen führt die Pandemie nun zu einer Beschleunigung der Digitalisierung. Neben vielen Experten hat dies jüngst auch die Chefvolkswirtin der KfW-Bankengruppe bestätigt.
Handelsblatt-Beitrag: KfW: Corona-Krise wird Digitalisierung im Mittelstand beschleunigen
Auch in der Gastronomie mussten viele Restaurants ihr Geschäft umstellen und waren plötzlich dazu gezwungen, ausliefern zu müssen und ihre Produkte über Telefon und das Internet zu vertreiben. Die Nachfrage nach Lieferdiensten im Internet ist in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen und befindet sich aktuell auf einem Rekordniveau.
Wir haben uns mit Pottsalat bereits vor der Krise auf den digitalen Vertrieb fokussiert. Für uns ist dies kein Neben- sondern das Hauptgeschäft. Deshalb gehören Unternehmen wie wir derzeit auch zu denen, die am stärksten von der erhöhten Nachfrage profitieren.
Gleichzeitig haben wir unsere Maßnahmen, um eine Ansteckungsgefahr unserer Mitarbeiter und Kunden zu senken, von Anfang an offen kommuniziert. Auch dies kam bei unseren Kunden sehr gut an.
Welche Maßnahmen habt Ihr konkret wegen Corona getroffen?
Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, haben wir über die vergangenen Wochen diverse
Maßnahmen wegen Corona ergriffen. So bieten wir seit 13. März eine kontaktlose Lieferung an, das heißt, wir haben Bargeld als Zahlungsmethode abgeschafft. Seit der zwölften Kalenderwoche haben wir außerdem die hygienischen Maßnahmen erhöht und es all unseren Mitarbeitern freigestellt, ob sie weiterarbeiten möchten oder nicht. Die Regel ist ganz klar: Wer sich nicht wohl dabei fühlt, muss auch nicht kommen.
Generell dürfen Kunden unsere Filialen seither nicht mehr betreten; Bestell-Abholer müssen draußen auf ihr Essen warten. Innerhalb unserer Standorte haben wir die Belegschaft noch mal in unabhängige Teams aufgeteilt und die Dienstpläne so angepasst, dass die Teams nicht miteinander in Kontakt kommen. Seit dem 20. April müssen alle Mitarbeiter bei uns Mund- und Nasenschutz tragen, die wir für alle erworben haben.
Warnhinweis gemäß §12 VermAnlG: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen.