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Klimaschutz in Deutschland und was Sie dazu beitragen können

Deutschland ist das Mutterland der Energiewende, Erfinder des Erneuerbare-Energien-Gesetz. Nur: der Klimaschutz hat davon bislang leider gar nichts.

Geplant war eigentlich folgendes: In Folge des Kyoto-Protokolls und des Ziels der Staatengemeinschaft, die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, hat auch die deutsche Regierung Schritte eingeleitet, um zur Minderung von Treibhausgasen beizutragen. 40 Prozent Reduktion bis 2020 und 80 bis 95 Prozent bis 2050 gegenüber 1990 lautet das offizielle deutsche Ziel. Statt der 1990 noch 1.250 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente will Deutschland im Jahr 2020 will Deutschland insgesamt nur noch 750 Millionen Tonnen emittieren, im Jahr 2030 sollen es noch 560 Millionen Tonnen sein.

Der Energieverbrauch Deutschlands steigt wieder

Doch die Bundesregierung wird ihre selbstgesteckten Meilensteine für beide Zieldaten sehr wahrscheinlich verfehlen. Das geht aus einer Studie des Beratungsunternehmens arepo consult für die Bundestagsfraktion der Grünen hervor. Bestätigt wird dies auch durch aktuelle Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA). Demnach sind die CO₂-Emissionen Deutschlands seit 2009 in den vergangenen zehn Jahren praktisch nicht gesunken. Insgesamt beträgt die Minderung von CO₂–Äquivalenten im Vergleich zum Jahr 1990 lediglich 27,6 Prozent. Also über zwölf Prozent weniger als die Bundesregierung bis zum Jahr 2020 erreicht haben wollte. Das bedeutet, dass in den verbleibenden vier Jahren bis 2020 jedes Jahr rund 40 Millionen Tonnen reduziert werden müssten – was in Angesicht der bisherigen Misserfolge als sehr unwahrscheinlich erscheint.

Der Energieverbrauch in Deutschland ist seit 1990 zwar durchaus gesunken – in den letzten Jahren steigt er aber wieder kontinuierlich an. Die AG Energiebilanzen führt die Entwicklung auf das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum zurück. Es ist also nicht gelungen, Wachstum und Energieverbrauch zu entkoppeln.

Auch beim Ausbau der Erneuerbaren droht Deutschland das von der Europäischen Union verbindlich vorgegebene Ziel zu verfehlen. Zwar bestreiten die erneuerbaren Energien im deutschen Strommix inzwischen rund 30 Prozent, aber bei der Wärmeversorgung und im Verkehr spielen sie bislang kaum eine Rolle. Der Beitrag der erneuerbaren Energien an der deutschen Energiebilanz lag 2016 laut AG Energiebilanzen nur bei insgesamt 2,8 Prozent. Besonders peinlich für das Mutterland der Energiewende: anders als Deutschland werden 23 der insgesamt 28 EU-Mitgliedsstaaten voraussichtlich ihre Ausbau-Ziele bei den alternativen Energien erreichen.

Klimaproblem Verkehr

Eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz-Versagen spielt nach Angaben der Experten der Verkehrssektor. Dieser Bereich sollte mit der Einsparung von 7 bis 10 Millionen Tonnen deutlich zum Klimaschutz beitragen, beispielsweise durch den Umstieg auf Elektromobilität.

Um dieses Ziel zu erreichen wurden erhebliche Fördermittel bereitgestellt. Gebracht hat das bislang wenig: 2016 waren lediglich zwei Prozent aller neu zugelassenen Autos solche mit alternativen Antrieben. Insgesamt wurden nur knapp über 11.000 reine E-Autos und rund 48.000 Hybridautos neu zugelassen, deutschlandweit sind nicht einmal 100.000 Autos mit Elektroantrieb unterwegs.

Das von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ausgerufene Ziel, bis 2020 eine Million E-Autos auf deutschen Straßen zu haben, wird auf diese Weise schwer zu schaffen sein.

 

Welche Maßnahmen müssen jetzt ergriffen werden, um die Ziele doch noch zu erreichen?

Um das ursprüngliche Klimaschutzziel bis 2020 doch noch zu erreichen, müsste die Bundesregierung nach der Meinung der Autoren der apero-Studie sehr schnell und entschlossen handeln. Es muss ganz dringend der absolute Energieverbrauch der Bundesrepublik gesenkt werden. Dazu braucht es ein deutliches höheres Tempo bei der Energieeffizienz, um endlich die Treibhausgasemissionen der Industrie zu senken.

Auch der Ausbau der erneuerbaren Energien sollte vorangebracht werden, um endlich die Sektoren Wärme und Verkehr klimafreundlicher zu gestalten. Für besonders wichtig halten die Experten den Kohleausstieg. Bislang wird in Deutschland immer noch die besonders klimaschädliche Braunkohle im großen Stil abgebaut und verstromt. Das steht jedem Klimaziel entgegen.

Außerdem muss der Verkehr deutlich grüner werden. Das Umweltbundesamt fordert, das Steuerprivileg für Diesel abzuschaffen, die LKW-Maut auf das gesamte Straßennetz und auf alle LKW-Klassen auszuweiten und die Elektromobilität zu begünstigen.

Es ist wichtig, dass Verbraucher sich zum Klimaschutz bekennen. Besonders nachdrücklich wahrgenommen werden Entscheidungen immer dann, wenn mit dem Geldbeutel abgestimmt wird. Inzwischen gibt es zahlreiche ökologische Geldanlagen, die das ermöglichen. So lässt sich zum Beispiel die energetische Sanierung von Gebäuden oder der Ausbau der Windenergie unterstützen. Mehr dazu auf der Plattform für ökologische Kapitalanlagen WIWIN.

Auch die kleinen und großen Klimaschutzmaßnahmen im Alltag Klimaschutz sind wichtig: Ökostrom beziehen, mit der Bahn fahren statt fliegen. Und schließlich gilt es, weiter Druck auf die Politik zu machen. Deutschland hat als große Industrienation und Erfinder der Energiewende eine große Vorbildfunktion. Wenn wir den Sprung in ein neues Energiezeitalter nicht bewältigen, wer dann?

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