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Windernergie mit Rückenwind

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WIWIN - Nachhaltig investieren
5 Minuten Lesezeit
Erneuerbare Energien Marktbericht - Thema WIND

Die Zuschläge für neue Windenergieanlagen steigen in 2024 auf ein Rekordniveau. Deutsche Projektentwickler haben allerdings noch immer mit langwierigen Genehmigungsverfahren zu kämpfen – und fordern deshalb eine Digitalisierung der Prozesse.

2024 war für die Windenergie an Land ein gutes Jahr: Zwar ist der Bruttozubau in Deutschland im vergangenen Jahr mit 635 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 3.251 Megawatt leicht unter dem Niveau des Vorjahres geblieben. Dagegen wurden mehr als 2.400 Onshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von über 14 Gigawatt (GW) genehmigt – und damit fast so viele, wie in den vorangegangen drei Jahren zusammen. Dazu kommen noch mal 73 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 742 Megawatt (MW). Die Gesamtleitung aller Windenergieanlagen in Deutschland beläuft sich damit Ende 2024 auf knapp 74 GW. Bis 2030 soll sich die Gesamtleistung der Anlagen dann auf 145 Gigawatt quasi verdoppeln.

Für Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Branchenverbands BWE, lassen sich die Rekorde bei Zuschlägen und Neugenehmigungen bei Onshore-Anlagen vor allem auf die starke Wirksamkeit der Reformen in den vergangenen Jahren zurückführen: „Die Windenergie baut damit ihre Führungsrolle als wichtigster Energieträger im deutschen Strommix weiter aus. Umso wichtiger wird es, nun die Dynamik auch in der kommenden Legislaturperiode auf hohem Niveau zu verstetigen.“ Die Zubauziele des EEG rückten mit den Rekordergebnissen 2024 in greifbare Nähe. Es dürfe jetzt aber keine Abbruchkante entstehen, fordert Heidebroek.

Projektentwickler wiwi consult: 40 neue Windenergieanlagen bis 2027

Auch beim Mainzer Projektentwickler wiwi consult ist die Stimmung aktuell sehr positiv. Das Unternehmen will bis 2027 mehr als 40 Windenergieanlagen umsetzen, zehn davon schon in diesem Jahr: „Wir haben eine prallvolle, stetig wachsende Projektpipeline und möchten jedes Projekt davon umsetzen. Jedes einzelne Windrad und jede noch so kleine Solaranlage leistet einen Beitrag zur Umstellung auf eine 100 Prozent saubere und nachhaltige Energieversorgung“, erklärt Geschäftsführer Michael Böhm. Die erforderlichen Genehmigungen für die Umsetzung der Windenergieanlagen erwartet wiwi consult in den kommenden Monaten. Für einen Teil der Projekte liegen sie laut Michael Böhm sogar bereits vor.

Die Auswahl der geeigneten Flächen ist für Projektentwickler wie wiwi consult immer ein besonders wichtiger Prozess. Denn nicht jede Fläche ist für die Errichtung einer Windenergieanlage geeignet. Restriktionen können beispielsweise zu geringe Siedlungsabstände oder besondere Naturschutzgebiete sein. Ist eine geeignete Fläche gefunden, muss diese als nächstes erstanden werden – und das ist häufig leichter gesagt als getan: „Wenn es sich um ein ausgewiesenes Windgebiet handelt, kann man davon ausgehen, dass mehrere Projektentwickler dort aktiv sind und versuchen, Verträge mit den Eigentümern der Flächen zu schließen“, sagt Jörn Parplies, der bei wiwi consult den Bereich Projektentwicklung leitet.

Zusammen mit der Flächensicherung kann die Planung der Windenergieanlagen beginnen. Liegt das Planungsrecht vor, folgt der Antrag für das Bundes-Immissionsschutzgesetz, der laut Jörn Parplies eine Vielzahl von Formularen und Gutachten beinhaltet: „Für diesen Antrag muss vieles vorbereitet werden. Dazu zählen neben einer technischen Planung auch externe Studien, beispielsweise zum Naturschutz.“ Nach der Genehmigung durch die zuständige Behörde strebt wiwi consult eine sogenannte bestandskräftige Genehmigung an. Gegen diese kann kein Widerspruch und keine Klage mehr eingereicht werden.

Danach kann sich der Projektentwickler bei der Bundesnetzagentur auf einen Stromtarif bewerben, zu dem die erzeugte Energie aus EE-Projekten dann vergütet wird. Doch dieser Prozess ist knifflig. Die Unternehmen bieten für jeden Wind- oder Solarpark einen Preis für die Einspeisevergütung. Die Bundesnetzagentur bezuschlagt erst die Gebote mit den niedrigsten Gebotswerten, bis das jeweilige ausgeschriebene Volumen des Gebotstermins ausgeschöpft ist. Sobald dieser Prozess abgeschlossen und der Tarifzuschlag gesichert ist, geht es dann an die Finanzierung des Projekts.

Einnahmen durch Crowdinvesting ergänzen Eigen- und Fremdkapital

Neben Eigen- und Fremdkapital sieht Michael Böhm das Crowdinvesting als sinnvolle Ergänzung: „Ein Crowdinvesting kann kleinere und mittlere Branchenakteure beflügeln, ihre Projekte schneller umzusetzen und sich dadurch schneller auf die nächsten Projekte konzentrieren zu können. Darüber hinaus ist es oft der Wunsch der Standortgemeinden unserer Projekte, dass wir den Bürgerinnen und Bürgern eine attraktive Möglichkeit zur finanziellen Beteiligung bieten. Das schafft Akzeptanz vor Ort, aber auch ganz grundsätzlich für das Thema Energiewende.“

Wie das funktionieren kann, hat WIWIN im Sommer 2024 gezeigt: Damals startete über die nachhaltige Investmentplattform die “Windanleihe Sickinger Höhe” der Wi IPP GmbH & Co. KG, über die der Bau einer neuen Windenergieanlage im Süden von Rheinland-Pfalz finanziert wurde – für eine maximale Rendite von 5,73 Prozent pro Jahr. Insgesamt 837 Investor/innen haben sich damals an der Windanleihe beteiligt und zusammen innerhalb weniger Tage eine Million Euro für die Projektfinanzierung bereitgestellt. Insgesamt sind im vergangenen Jahr über WIWIN sieben Millionen Euro in die Umsetzung von EE-Projekten verschiedener Branchenakteure geflossen.

Herobanner wiwi Crowdinvesting 2025 - Projekt Morbach 3

WIWIN-Geschäftsführer René Theis will das Unternehmen zukünftig noch mehr zum „Möglichmacher für die Finanzierung großer EE-Projekte“ entwickeln: „Wir strukturieren dafür ein digitales Wertpapier, das wir über WIWIN an die Crowd vertreiben. Für die zweite Finanzierungshälfte strukturieren wir für den Projektentwickler zusätzlich ein klassisches Wertpapier und holen dafür die entsprechenden Dienstleister an Bord und stellen die nötigen Lizenzen sicher. Das klassische Wertpapier wird dann über einen Dienstleister vertrieben und wir agieren als Vertriebspartner.“ Auch aktuell befinden sich mehrere Windenergie- und Solarprojekte auf der WIWIN-Plattform – darunter auch ein Projekt von wiwi consult mit einem Emissionsvolumen von 2,5 Millionen Euro. Die digitalen Wertpapiere haben eine Laufzeit von drei Jahren und sind mit 6,00 % p. a. fest verzinst.

Genehmigungsverfahren muss weiter digitalisiert werden

Zwar hat sich der Genehmigungsprozess für Windenergieanlagen in den vergangenen Jahren schon verbessert. Aber noch immer kann der Prozess bis zur Fertigstellung der Anlage bis zu fünf Jahre dauern. Auf die Frage, was er als Energieminister ändern würde, um das Verfahren zu beschleunigen, sagt Michael Böhm: „Ich würde dafür sorgen, dass sämtliche Genehmigungsverfahren für Erneuerbare-Energien-Projekte ausschließlich digital zu durchlaufen wären und gleichzeitig alle beteiligten Behörden und Fachbereiche ihren Beitrag zum jeweiligen Genehmigungsverfahren auch tatsächlich innerhalb der dafür gesetzlich vorgeschriebenen Frist zu erbringen hätten.“ Allein durch diese Maßnahmen würde sich die durchschnittliche Dauer von Genehmigungsverfahren mehr als halbieren.

Das nimmst du aus diesem Artikel mit

  • Die Zuschläge von Windenergieanlagen in Deutschland sind in 2024 deutlich angestiegen.
  • Der Mainzer Projektentwickler wiwi consult will bis 2027 mehr 40 neue Projekte umsetzen.
  • Das Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen kostet Projektentwickler mehrere Jahre – eine Digitalisierung des Prozesses könnte die Lösung sein.

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