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„Im Immobilienbereich wird leider viel Greenwashing betrieben“ – Interview mit BOB-Geschäftsführer Bernhard Frohn

Jens Secker
Autor/in:
Jens Secker
3 Minuten Lesezeit
BOB Wachstumsfinanzierung: Interview mit Bernhard Frohn, Geschäftsführer BOB AG

Die BOB AG ist ein Technologieunternehmen in der Immobilienbranche mit Hauptsitz in Aachen. Das Team um CEO Dr. Bernhard Frohn konzipiert und baut hochmoderne und nachhaltige Bürogebäude in Serie, die im Betrieb CO2-neutral sind. Ab Ende Januar haben Privatpersonen die Möglichkeit, über WIWIN in BOB zu investieren. Im Interview sprechen Bernhard Frohn und WIWIN-Geschäftsführer Felix Auspurg über Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche, die Geschäftsentwicklung von BOB und die Ziele, die das Aachener Unternehmen mithilfe des Crowdinvesting erreichen will.

Bernhard, wie nachhaltig ist die Bau- und Immobilienbranche aktuell? 

Bernhard: Als Pioniere des energieeffizienten Planens und Bauens sind wir seit 30 Jahren in der Immobilienbranche tätig und müssen leider feststellen, dass das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz bis heute sehr stiefmütterlich behandelt wird. Dies ist umso erschreckender, da Gebäude im Betrieb für rund 30 % der bundesweiten CO2-Emissionen verantwortlich sind. Die Bauschilder und Immobilienanzeigen sind voller Versprechungen und Marketinghülsen. Da wird leider viel Greenwashing betrieben. Wir spüren aber seit kurzem eine Trendwende. Immer mehr institutionelle Immobilienhalter erkennen, dass sie in den kommenden Jahren dringend etwas tun müssen. Allerdings werden wir die Masse an erforderlichen Sanierungen, wir gehen im Bürogebäude-Sektor allein von 400 Mio. Quadratmeter zu sanierenden Flächen aus, mit unikatem Bauen nach herkömmlichen Methoden nicht schaffen können. 

 

Welches Ziel verfolgt ihr mit BOB? 

Bernhard: BOB ist nicht nur der Name des Unternehmens, sondern BOB ist auch ein Bürogebäude-Produkt, das auf Grundlage einer seriellen Gebäudeplattform gebaut wird. Wir vergleichen BOB gerne mit einem Produkt der Automobilindustrie: Wir haben standardisierte Prozesse, definierte Produkteigenschaften und trotzdem ein individuelles Design. Digitale Tools wie z.B. Building Information Modelling oder ein Monitoring mit KI-Auswertung von rund 50 Mio. Daten pro Jahr und BOB versetzen uns in die Lage, klimafreundliches Bauen effizient und damit bezahlbar zu realisieren. Wir möchten mit BOB die Immobilienbranche verändern. Wir wollen, dass die Branche ihre Verantwortung für die Umwelt und die nachfolgenden Generationen wahrnimmt. Ein Beispiel: Am Bahnhof Krefeld stellen wir gerade einen BOB fertig, der dauerhaft nach EU-Taxonomie dank hoher Energieeffizienz, Einsatz von Geothermie und einer großen Fotovoltaikanlage klimaneutral betrieben wird. Geradezu zeitgleich ist auf der anderen Straßenseite ein Gebäude in Betrieb gegangen, das die nächsten Jahrzehnte weiter CO2 emittieren wird. So etwas muss sich dringend ändern.

 

Was macht BOB für dich so besonders, Felix? 

Felix: Bei BOB ist das Thema Nachhaltigkeit fest im Geschäftsmodell verankert – genauso wie bei WIWIN. Daher passen die beiden Unternehmen aus meiner Sicht sehr gut zusammen. BOB nutzt digitale Systeme, um Immobilienprojekte in einem ganzheitlichen Ansatz wirklich komplett klimaneutral umzusetzen. Das beeindruckt mich sehr und ist für unsere Crowd der perfekte Fit. Die meisten unserer Anlegerinnen und Anleger wollen mit ihren Investitionen dazu beitragen, die Nachhaltigkeitswende voranzutreiben – und gerade im Gebäudesektor liegt noch viel Arbeit vor uns. BOB zeigt, wie es gehen kann.

 

Wie hat sich BOB in den vergangenen Jahren entwickelt? 

Bernhard: In den ersten Jahren nach Gründung der BOB AG haben wir zunächst für Dritte kleinere Gebäude realisiert. Seit 2018 entwickeln wir als Bauherr eigene Projekte. So haben wir 2020 den BOB.Ludwigshafen gebaut, vollständig vermietet und an Investoren verkauft. Aktuell bauen wir in Krefeld und Hannover Bürogebäude in der Größenordnung von knapp 20.000 qm Mietfläche. In Kürze starten wir mit dem Bau von BOB.Hamm und dem 2. Bauabschnitt des Projektes in Hannover in ähnlicher Größenordnung. Wir stemmen mittlerweile also große Projekte in dreistelliger Millionenhöhe mit namhaften Mietern wie der Autobahn GmbH in Krefeld und Hamm oder E.ON und dem Genoverband in Hannover. Aktuelle Projektentwicklungen verfolgen wir am Düsseldorfer Flughafen und in Mönchengladbach. Außerdem wollen wir in diesem Jahr auch mit dem ersten Sanierungs-BOB starten, denn hier gibt es einen sehr großen Markt und Sanierungen sind natürlich nachhaltiger als Neubauten.  

Bernhard Frohn, Geschäftsführer BOB AG

„Wir setzen Benchmarks zum Beispiel für das Thema Energieeffizienz.“

– Dr. Bernhard Frohn, Geschäftsführer der BOB AG

 Welche Ziele wollt ihr durch das Crowdinvesting bei WIWIN erreichen? 

Bernhard: Mit Kleinklein werden wir die Trendwende für echtes klimafreundliches Bauen nicht schaffen können, daher kommt ein Produkt wie BOB genau zur richtigen Zeit. Wir wollen mit Hilfe des Crowdinvestings wachsen und wir möchten das Produkt BOB weiterentwickeln. Auch wir dürfen uns nicht ausruhen und möchten gerade bei der Herstellung der Gebäude noch deutlich nachhaltiger werden. Und da wir auch die Bestandssanierung serienmäßig in den Fokus nehmen wollen, benötigen wir hier Unterstützung für die Produktentwicklung. Zudem möchten wir unsere Digitalisierungsstrategie weiter beschleunigen. Denn sie ist der Schlüssel für den klimagerechten Betrieb von Gebäuden. Und natürlich wollen wir unsere aktuellen Projekte finalisieren und neue nachhaltige Projekte initiieren. 

 

Warum habt ihr euch für ein Crowdinvesting und für WIWIN als Plattform entschieden? 

Bernhard: Wir denken, dass die umweltorientierte Crowd sehr gut zu unseren Werten passt. Und da ist WIWIN mit ihrem Fokus auf nachhaltiges Bauen und Erneuerbare Energien die richtige Partnerin. Denn wir wollen die Welt positiv verändern und mit unserer BOB-Idee gleichzeitig Geld verdienen. Wir denken, dass diese Kombination eine starke Triebfeder sein kann, um die Herausforderungen der Klimakrise zu meistern. Die Welt retten und Geld dabei verdienen? Ist doch eine super Kombination! Außerdem gefällt uns der Gedanke, mit Crowdinvesting auch ein Stück Demokratisierung der Unternehmensfinanzierung hinzubekommen. Jede Gründerin und jeder Gründer erlebt, wie schwer es ist, für gute Ideen bei Banken Geld zu bekommen. Hier werden also ständig zukunftsweisende Innovationen unnötig und auch undemokratisch blockiert. Wir wollen erfolgreich sein und diesen Erfolg gerne mit vielen anderen teilen. 

Die Bau- und Immobilienbranche steckt aktuell tief in der Krise. Seht ihr die Gefahr dass in der Branche dringend benötigte ESG-Maßnahmen auf der Prioritätenliste aus diesem Grund nun doch wieder weiter nach unten rücken? 

Bernhard: Die Krise existiert zunächst einmal für diejenigen Unternehmen, für die Innovation und Nachhaltigkeit Fremdworte sind. Und das ist ein sehr großer Teil der Branche, betrifft uns von BOB aber nicht. Die EU sorgt jetzt mit einer Transparenzverordnung dafür, dass große Unternehmen wie DAX-Konzerne einen ESG-Report zu ihrer Bilanz abgeben müssen; in den kommenden Jahren werden 15.000 weitere Unternehmen dazukommen, irgendwann werden es alle sein. Der Druck der EU wird nicht wieder nachlassen, nachhaltige Lösungen umzusetzen. Wer also gegen die Kriterien verstößt, zahlt bei Banken höhere Zinsen oder bekommt sogar keine Darlehen mehr. Wir können es selbst kaum glauben, aber obwohl wir als Unternehmen noch klein sind, setzen wir die Benchmarks zum Beispiel zum Thema Energieeffizienz. Für uns als Unternehmen ist die Krise eine einmalige Chance, da wir als Pionier schon sehr lange auf Nachhaltigkeit gesetzt haben und jetzt unsere Erfahrung ausspielen können. Vor 20 Jahren waren wir mit unserem BOB-Prototyp viel zu früh unterwegs, jetzt ist das Timing perfekt. Das ist auch der Grund, warum wir jetzt wachsen wollen. 

Felix: Ich sehe es genauso. Die Krise in der Immobilienbranche könnte die Entwicklung zwar zeitlich etwas verzögern, aber sie wird sie definitiv nicht aufhalten. Der hohe Energiebedarf von Gebäuden trägt erheblich zum Klimawandel bei. Das muss und wird sich ändern – dafür sind auch politisch mittlerweile die Weichen gestellt. Energieeffiziente Gebäude reduzieren aber nicht nur den ökologischen Fußabdruck, sondern sie bieten auch wirtschaftliche Vorteile, weil sie langfristig die Betriebskosten senken und der Wert der Immobilie steigt. Zudem werden nachhaltige Immobilien auch für potenzielle Mieterinnen und Mieter immer wichtiger, gerade wenn es um Bürogebäude geht.

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