Einblicke in den WIWIN just green impact! Aktienfonds Auswahlprozess
Es ist Sommer und die Märkte machen Pause. So sagt man zumindest. Viele Investor/innen und Anleger/innen sind im Urlaub und beschäftigen sich nicht weiter mit den Kapital- und Finanzmärkten. Verständlich, bei einem Pina Colada unter Sonnenschirm am Meer lässt es sich besser entspannen, als erwartungsvoll die nächsten Zinsentscheide der Federal Reserve abzuwarten.
So schön die Alternative des Strandurlaubs auch ist, wir beim WIWIN just green impact! Aktienfonds haben die Zeit genutzt. Neue, nachhaltige Unternehmen, die für unseren Fonds in Frage kommen, wollten wir finden. Also haben wir uns eingeschlossen und die Köpfe zusammengesteckt. Wie wir dabei vorgegangen sind und was die Ergebnisse waren, das möchten wir hier mit dir teilen. Transparenz ist eine unserer Top-Prioritäten bei Anlageentscheidungen, daher gehen wir ebenso mit gutem Beispiel voran.
Unser Anlagekonzept
Wer sich bereits mit unserem Fonds auseinandergesetzt hat, kennt es bestimmt: unser Anlagekonzept. Für all diejenigen, die damit noch nicht vertraut sind, ist hier ein kurzer Überblick.
Wir fokussieren uns auf Small- und Mid-Cap-Unternehmen. Denn solche Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von bis zu 500 Millionen Euro haben einen entscheidenden Vorteil: Sie sind oftmals „Pure Plays“. Diese Unternehmen erzielen ihre Umsätze nicht selten aus nur einer bis zwei Quellen, . Das hat den entscheidenden Vorteil, dass jeder investierte Euro Eins zu Eins einen nachhaltigen Impact erzielt. weshalb es deutlich einfacher ist, die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells zu beurteilen.
Als nachhaltig betrachten wir ein Unternehmen dann, wenn der Großteil des Umsatzes mindestens eines der 17 UN Sustainable Development Goals erfüllt. „Gemischtwarenläden“, die in vielen verschiedenen Branchen agieren, sind erzielen ihre Umsätze deutlich seltener zu 100 % mit eindeutig nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen. Immer wieder stoßen wir auf Segmente dieser Unternehmen, dieungleich schwerer zu bewerten und bergen das Risiko, nicht klar nachhaltig sind und mitunter sogar gegen eines unserer Ausschlusskriterien zu verstoßen. Diese sind bei uns übrigens sehr streng. Wir pflegen einen Null-Toleranz-Ansatz bei Ausschlusskriterien wie Waffen, Alkohol, Tabak, Erdöl, Kohle etc.
Die Analyse der Finanzkennzahlen spielt natürlich auch eine wichtige Rolle. Sie ist aber der Bewertung der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells eines Unternehmens gleichgesetzt. Bei dieser verlassen wir uns auf keine externen Ratingagenturen. Diese Unabhängigkeit heißt aber auch, dass wir ganz genau hinschauen müssen, um unseren strengen Ansprüchen gerecht zu werden.
Hitze im Büro und die Köpfe rauchen
Zurück in unser Büro. Draußen scheint die Sonne, es sind wieder einmal um die 30 ° Celsius und der Ventilator läuft auf Volllast . Neue, nachhaltige Unternehmen wollen wir finden. Basis für die Suche ist unser investierbares Aktienuniversum: ein Pool an Unternehmen, welche bereits durch unser nachhaltiges Screening-Tool gelaufen sind.
Dieses hat bereits im Vorfeld einiges an Rechenpower aufwenden müssen, um von den weltweit über 50.000 gelisteten Unternehmen jene herauszufiltern, die unsere Nachhaltigkeitsansprüche erfüllen. Eine schweißtreibende Arbeit, selbst für die Maschine. Den Algorithmus dazu haben wir ebenfalls Inhouse entwickelt. Er wird stets angepasst und weiterentwickelt, damit uns auch kein Unternehmen durch die Lappen geht unentdeckt bleibt. Am Ende des maschinellen Screening-Verfahrens stehen uns dann einige hundert Unternehmen kategorisiert nach Branche zu Verfügung – die „Best-Ideas“. Sie müssen jetzt unserer persönlichen Prüfung und Einschätzung standhalten.
Wie gehen wir vor? Jeder von uns bekommt den Auftrag ein eigenes Musterportfolio bestehend aus seinen Favoriten zu erstellen. Die Anzahl an Unternehmen sollte im Bereich zwischen 60 und 80 liegen, angelehnt an unsere derzeitige Fondsgröße.
Da die Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle dem ersten Check bereits standgehalten haben, sonst stünden sie nicht in unserer Liste, liegt der Fokus nun stärker auf den Finanzkennzahlen. Jeder von uns geht dabei anders vor. Value-Kriterien haben aber für alle von uns den höchsten Stellenwert. Eine stabile Profitabilität und gesunde Bilanz sind die wichtigsten Merkmale, die ein Unternehmen erfüllen sollte.
Dann legen wir los. Aufgeteilt nach Branchen wühlen wir uns durch die Unternehmen. Mir fällt ein Unternehmen mit Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter 10,0x auf. Kompakt ausgedrückt, ist das KGV eine Bewertungskennzahl, die den aktuellen Kurs einer Aktie ins Verhältnis zu ihrem Gewinn setzt. Je niedriger das KGV, desto günstiger ist die Bewertung. Das 10,0er KGV sieht günstig aus, aber kaum Gewinnwachstum in den letzten Jahren – dann lieber nicht. Was haben wir hier? Recyclingunternehmen mit einem KGV um die 5,0x und Dividendenrendite von über 5 %. Na gut, der Kurs hat sich in den letzten Jahren kaum bewegt, daher das günstige KGV, aber die Dividendenrendite ist ein guter Kompromiss – ab ins Musterportfolio.
Als nächstes betrachte ich einen Wärmepumpenhersteller mit einem KGV von fast 30,0x. Ist uns das zu teuer? Wärmepumpen sind aktuell in aller Munde. Auch wenn die Nachfrage zuletzt etwas zurückging, die öffentliche Debatte war dafür sicher hauptverantwortlich, führt auf kurz oder lang kein Weg an ihnen vorbei. Bei stärkerem Wachstum sehe ich das KGV dafür als vertretbar an. Mein Musterportfolio wächst.
Im Laufe der Stunden baut so jeder sein Portfolio auf. Die Köpfe rauchen auch wegen der sommerlichen Temperaturen. Selbst eine kurze Pause für eine Kugel Eis verschafft keine anhaltende Abkühlung. Als sich das Büro um uns herum immer mehr leert und wir immer noch mitten in unserer Portfoliozusammensetzung stecken, beschließen wir, morgen weiterzumachen.
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Die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt
Das Resultat sind am Ende drei Portfolios mit Unternehmen, die wir als besonders interessant für zukünftige Investments erachten. Wir stellen uns gegenseitig dann unsere Auswahl vor. Eine kurze Erläuterung, warum wir jenes Unternehmen ausgewählt haben: besonders profitabel, aktuell historisch niedrig bewertet, in aussichtsreicher Branche aktiv, starkes Wachstum, hohe Dividendenrendite. Alles legitime Argumente für ein Investment, aber nur, wenn das Geschäftsmodell auch wirklich nachhaltig genug für unsere Ansprüche ist.
Denn jetzt beginnt der zweite Teil unserer Arbeit, durch den wir uns von anderen Anbietern abgrenzen, unser Alleinstellungsmerkmal. Während unserer Vorstellung und Diskussion kristallisieren sich einige Unternehmen heraus, die wir alle sehr interessant finden. Bisher sind diese aber nur durch unseren Screener gelaufen. Das heißt, jedes Unternehmen wird nun persönlich auf seine Nachhaltigkeit geprüft. Wir teilen uns die entsprechenden Unternehmen auf und die zweite Runde beginnt.
Die Bewertung der Nachhaltigkeit eines Unternehmens hat nicht selten etwas von Detektivarbeit. Oft erscheint ein Geschäftssegment eines Unternehmens auf den ersten Blick nachhaltig, auf den zweiten bewahrheitet sich diese Vermutung aber nicht. Denn meist sind die oberflächlichen Segmentbezeichnungen nicht wirklich hilfreich: Civil Engineering, Waste, Resource Efficiency. Welche Produkte und Dienstleistungen verbergen sich genau dahinter?
Erster Anlaufpunkt ist immer der Geschäftsbericht des Unternehmens oder besser noch, ein integrierter Bericht, bei dem Nachhaltigkeitsaspekte direkt mit eingeflochten sind. Integrierte Berichte sind qualitativ oft noch besser als separate Nachhaltigkeitsberichte, wobei auch diese sehr hilfreich sind. Denn einen Nachteil gibt es an unserem Fokus auf Small- und Mid-Caps: Diese Unternehmen haben oft noch nicht die finanziellen Mittel bzw. die Dringlichkeit einen dezidierten Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen. Die Informationen, die wir suchen sind daher mitunter schwer zu finden oder nur durch den Dialog mit dem Management herauszufinden.
Genau hinschauen ist wichtig
Aber nehmen wir ein paar Unternehmen einmal genauer unter die Lupe. Der Wärmepumpenhersteller aus vorherigem Abschnitt erzielt 65 % seines Umsatzes aus Climate Solutions. Klingt gut, dazu werden doch ausschließlich Wärmepumpen zählen, oder? Denkst du… : Darin inbegriffen sind ebenso Warmwasserbereiter und -speicher, Fernwärmeprodukte und auch Heizkessel. 25 % erzielt das Unternehmen aus Vorproduktverkäufen an andere Produzenten von Heizungen und Wärmepumpen. Weitere 10 % stammen aus dem Segment Kamine (Holz-, Gas- und Pelletkamine). Ein schwieriger Fall. Auch wenn für uns nur die Sparte Kamine nicht nachhaltig ist, so ist der positive Impact der anderen zumindest nicht ganz eindeutig festzustellen. Laut EU-Taxonomie sind „nur“ 50 % des Umsatzes Taxonomie konform. Auch wenn die EU-Taxonomie für uns keine verlässliche Einschätzung ist, so ist sie zumindest ein guter Indikator. Demnach würde das Unternehmen nur knapp die Hälfte seines Umsatzes mit nachhaltigen Produkten und Leistungen erzielen. Das ist mir etwas zu wenig. Ich schreibe eine Mail an die Investorenbetreuung und frage nach einer detaillierteren Aufschlüsselung des Umsatzes nach Produktkategorien. Damit sollte ich mir ein genaueres Bild machen können.
Ein gutes Beispiel, dass es manchmal auch ganz schnell gehen kann, ist eine Holdinggesellschaft mit Beteiligungen an Windparks, Schiffen zur Offshore-Windparkerrichtung und Kreuzfahrtschiffen. Auch wenn die ersten beiden Segmente eine eindeutig nachhaltige Angelegenheit sind, stellt die dritte Sparte ein Problem dar. Der Betrieb von drei Kreuzfahrtschiffen ist ein Ausschluss, selbst wenn der Umsatzanteil bei unter 20 % liegt. Die negativen Auswirkungen auf die Umwelt durch Urlaubsfahrten auf Kreuzfahrtschiffen stellen für uns keinen positiven Impact dar.
Das nächste Unternehmen auf meiner Check-Liste ist ein großer Anbieter von Dienstleistungen überwiegend im Bereich Wasser und Abfall. Aufbereitung und Management von Wasser und Abfällen klingt erst einmal sehr nachhaltig. Ein genauerer Blick offenbart auch keine Kritikpunkte. Aufgrund der Größe des Unternehmens gilt es aber ganz genau hinzusehen. Eine kurze Internetrecherche zeigt schnell problematische Ergebnisse. Die Überschriften der Artikel sagen sinngemäß bereits alles: „Trinkwasserqualität nimmt ab“, „Recycling-Skandal“, „Gerichtsverfahren“, „Lebensgefahr“. Auch wenn drei der Berichte bereits ein paar Jahre alt sind, so ist der jüngste Artikel im Sommer dieses Jahres erschienen. Er behandelt den problematischen Umgang des Unternehmens mit einer Mülldeponie in Lateinamerika und den daraus resultierenden negativen Konsequenzen für die örtlichen Gemeinden. Die Entscheidung ist eindeutig. Das Unternehmen bietet keine Grundlage für ein zukünftiges Investment.
Apropos Mülldeponie, in meiner Liste habe ich eine Handvoll aussichtsreicher Recyclingunternehmen. In dieser Branche achten wir vor allem darauf, wie groß der Anteil des Abfalls ist, den ein Unternehmen auf Deponien entsorgt. Denn aus Nachhaltigkeitssicht ist es immer zu bevorzugen, wenn recycelfähiger Müll zu neuen Materialien aufbereitet wird und nicht in Deponien lagert. Das erste Unternehmen, welches ich mir aus der Branche anschaue, markiert direkt ein Negativbeispiel. 100 % des Mülls wird auf Deponien entsorgt – Ausschluss. Doch auch die anderen beiden sind nicht wirklich vorbildlicher unterwegs. Die Recyclingquoten liegen jeweils bei nur etwas um die 50 %, wobei aus den Berichten zum Teil widersprüchliche Aussagen darüber hervorgehen. Aus dem Bereich haben wir nachhaltigere Unternehmen im Blick. Alle drei fliegen aus meiner Favoritenliste.
Was am Ende bleibt
Am Ende zeigt sich wieder einmal, dass es sich lohnt, ganz genau zu prüfen, ob ein Geschäftsmodell wirklich nachhaltig ist und womit ein Unternehmen sein Geld verdient. Zwar habe ich viele Unternehmen ausgeschlossen und über ein paar Titel müssen wir in großer Runde noch einmal diskutieren, unterm Strich stehen aber allein bei mir nun gut ein Dutzend Unternehmen, die ich sowohl aus finanzieller als auch nachhaltiger Sicht als geeignet für den Fonds erachte. Sobald wir unsere geeigneten Favoriten dann zusammentragen, werden die Top-Picks noch einmal überprüft. Wir wollen das Geschäftsmodell ganz genau verstehen und letzte Fragezeichen ausräumen. Auch Gespräche mit dem Management sind dazu immer nötig. Stehen alle Lichter auf grün, investieren wir in das Unternehmen und es ist Teil unseres Fonds. Alle unsere Investments veröffentlichen wir einmal im Monat sowohl auf unserer Website als auch in unserem monatlich erscheinenden Newsletter.