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Greiners Finanzkolumne: Garantiert atomstromfrei – egal was die EU beschließt

Gunter Greiner
Autor/in:
Gunter Greiner
5 Minuten Lesezeit
Atomkraft wurde von der EU als kilmafreundlich eingestuft

Bei WIWIN und dem WIWIN just green impact! Aktienfonds schließen wir Atomkraft aus

Ich weiß nicht, wie es Ihnen erging, aber mir ist zu Beginn des neuen Jahres erstmal die Spucke weggeblieben. Es geht um den neusten Geniestreich der Brüsseler Bürokraten:

Nach dem neuen Entwurf der EU-Kommission können – unter bestimmten Voraussetzungen – Investitionen in Atomkraftwerke und Erdgaskraftwerke als klimafreundlich eingestuft werden. Das führt nicht nur bei Wissenschaftlern und Experten zu ungläubigem Kopfschütteln.

Ich kann Sie an dieser Stelle aber in dreierlei Hinsicht beruhigen:

  1. Alle Projekte auf der WIWIN-Plattform erfüllen einen hohen Nachhaltigkeitsstandard – Atomenergie ist dabei tabu.
  2. Auch der WIWIN just green impact! Aktienfonds wird – egal welche Behörde was beschließt – niemals in irgendeine Stufe der Atomenergie investieren.
  3. Nirgendwo in Europa werden zukünftig in großem Maßstab Atomkraftwerke gebaut.

Die ersten beiden Punkte werden diejenigen, die WIWIN, Matthias Willenbacher und mich kennen, nicht überraschen. Beim dritten Punkt hingegen werden Sie sich eventuell fragen, wie ich mir dessen so sicher sein kann.

Welche Auswirkung hat der Entwurf der EU-Kommission?

Lassen Sie mich kurz ausholen: Um was geht es hier überhaupt?

Die Einstufung des Investments in Atomenergie als ein klimafreundliches würde dazu führen, dass die Investitionskosten sinken: Die EZB, nationale Notenbanken und europäische oder nationale Förderbanken könnten nämlich vergünstigte Kredite für solche Vorhaben vergeben. Gleichzeitig dürften „nachhaltige“ Fonds, die sich an die neuen EU-Vorgaben halten, in Aktien oder Anleihen von Unternehmen aus der Atomindustrie investieren.

Darum ist Atomkraft keine Alternative

Dabei werden negative Aspekte der Atomenergie wie die folgenden vernachlässigt:

  • massive Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen beim Uranabbau
  • ressourcenintensiver Bau der Atomkraftwerke
  • ungeklärte Atommüllproblematik
  • mögliche katastrophale Gefahren während des Betriebs der Atomkraftwerke

Ebenso stellt sich die Frage, wie man unzuverlässigen Regierungen und Regimen die Eintrittskarte der „friedlichen“ Atomenergienutzung zur angestrebten Atombombe verwehren möchte, wenn man doch selbst neue Atommeiler baut.

Ein zusätzliches Problem ist, dass Atomkraftwerke und erneuerbare Energien inkompatibel sind. Während andere konventionelle Kraftwerke in wenigen Minuten oder Stunden Ihre Leistung anpassen können (Lastfolgebetrieb), ist ein Atomkraftwerk dafür nicht ausgelegt. Dieses kann im laufenden Betrieb nicht unter 50 % – 60 % der Leistung heruntergeregelt werden.

Photovoltaik-Anlage vor Atomkraftwerk

Atomkraft oder erneuerbare Energie – wie entscheiden Sie sich?

Die Kosten für den Neubau von Atomkraftwerken steigen

Nehmen wir einmal an, die obigen Problematiken würden für unsere Einschätzung keine Rolle spielen. Wir wollen also nun die komplette Elektrizitätsversorgung in Deutschland auf Atomkraftwerke umstellen. Dafür müssten über 100 neue Atomreaktoren gebaut werden und fast jeder Bewohner hätte, ähnlich wie in Frankreich, einen Meiler vor der eigenen Haustür.

Diese Reaktoren sollen nach neusten Sicherheitsstandards gebaut werden, wie sie das EPR Reaktordesign vorsieht. Bei einem EPR soll es selbst bei einem Super-GAU mit Kernschmelze nicht zur Freisetzung von Radioaktivität kommen. Stattdessen wird der glühende Reaktorkern, sollte er den Reaktordruckbehälter zerstören, von einer riesigen Betonwanne aufgefangen.

Nach diesem Reaktordesign werden seit 2005 Kernkraftwerke unter anderem in Finnland, Frankreich und China gebaut.

Der Bau des EPR im finnischen Olkiluoto hat 2005 begonnen, sollte 3 Milliarden Euro kosten und 2011 fertig gestellt werden. Tatsächlich wurde der Reaktor mit einer Verzögerung von 10 Jahren im Jahre 2021 fertiggestellt und hat mit geschätzten 9 Milliarden Euro das Dreifache gekostet.

Im französischen Flamanville begann der Bau 2007 und sollte bei Baukosten von 3,3 Milliarden Euro im Jahr 2012 fertig gestellt werden. Tatsächlich wird als geplantes Fertigstellungsdatum nun das Jahr 2023 genannt, Schätzung der Baukosten reichen von 12,4 Mrd. bis zu 19,1 Mrd. Euro. Der französische Rechnungshof schätzt die Stromgestehungskosten auf 11 bis 12 Cents pro kWh.

Im britischen Hinkley Point sind zwei EPR geplant, die im Jahre 2023 ans Netz gehen und 16 Mrd. Pfund kosten sollten. Schon der Baustart hat sich seitdem dermaßen verzögert, dass man nach dem Baubeginn im Jahre 2017 bereits mehr als 8 Jahre im Verzug ist. Die zugrunde liegenden Probleme reichen von schlechtem Beton und mangelhaften Stahlbauteilen über Planungsfehler und nicht funktionierende Sicherheitstechnik. Die ursprünglich mit hohen 16 Mrd. Pfund veranschlagten Baukosten für beide Reaktoren werden bereits jetzt um 3 Mrd. Pfund höher geschätzt. Da von vorneherein klar war, dass bei diesen Kosten die Reaktoren nie wirtschaftlich betrieben werden können, hat die britische Regierung einen inflationsindizierten Mindestabnahmepreis in Höhe von aktuell 13,5 Cents zugesichert, Tendenz steigend.

Ausgehend von diesen Beispielen müssen wir also davon ausgehen, dass die 100 neuen Atommeiler, die gebaut werden müssten, pro Stück mindestens 11,5 Milliarden Euro, in Summe also 1,15 Billionen Euro kosten würden und frühestens in 10 bis 15 Jahren betriebsbereit wären. Dabei sind Stromgestehungskosten von mindestens 13,5 Cents pro kWh anzunehmen, nach meiner Schätzung dann eher über 20 Cents pro kWh.

Atomkraft hat auch volkswirtschaftlich keine Perspektive

Davon mal abgesehen, dass wir keine 10 bis 15 Jahre warten können, um die Elektrizitätsversorgung so umzubauen, dass das 1,5 Grad Ziel noch in erreichbarer Nähe ist, ist dies auch volkswirtschaftlich völliger Unfug. Die EEG-Sätze für Windstrom liegen im Jahr 2022 bei 6,18 Cents und für Photovoltaikanlagen je nach Größe zwischen 6,62 Cents und 8,56 Cents. Das ist nicht mal die Hälfte der Kosten, die im Vergleich für Atomstrom bezahlt werden müssten. Tendenz der Kosten bei Wind und Solar: weiter fallend.

Auch bei Batteriespeichern, die Sonnenenergie für die Nachtzeiten bevorraten können, oder Windenergie für Flauten vorhalten können, tut sich bei Kosten und Effizienz gerade sehr viel. Mit der aktuellen Technik schafft man dort bereits jetzt kalkulatorische Vollkosten von ca. 15 Cents pro kWh, Tendenz ebenfalls sehr stark fallend.

Man kann also sicher sein, dass wenn Hinkley Point oder andere neue Atomkraftwerke schlussendlich Strom produzieren könnten, keiner mehr diesen viel zu teuren Strom haben will.

Vertreter des „freien“ Marktes und der Wirtschaft werden sich also nicht vor den Karren der Atomlobby spannen lassen, wenn Sie erst einmal den Taschenrechner gezückt haben. Die Frage ist also: Was hat die EU-Kommission hier vor, wessen Interessen werden hier vertreten?

Unser Versprechen an Sie

Uns ist schlussendlich egal, was die EU-Kommission mit diesem Entwurf bezweckt. WIWIN und der WIWIN just green impact! Aktienfonds werden sich auch weiterhin auf innovative Unternehmen, die eine nachhaltige Energiewende vorantreiben, konzentrieren und dabei den Atom(alb)träumen die kalte Schulter zeigen.

 

Ihr Gunter Greiner

Gunter Greiner ist Geschäftsführer des WIWIN just green impact! Aktienfonds. Er bringt 20 Jahre Investment-Erfahrung bei verschiedenen Fonds- und Beteiligungsgesellschaften insbesondere im nachhaltigen Bereich mit. Er sitzt zudem in diversen Aufsichts- und Beiräten. Als langjähriger Begleiter der Energiewende kennt sich Gunter Greiner bestens mit wirtschaftlichen Einflussfaktoren nachhaltiger Investments aus.

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