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Keine Macht dem Greenwashing

Autor/in:
WIWIN - Nachhaltig investieren
5 Minuten Lesezeit
Ein gründer Wald mit einer kleinen Lücke, durch welche man Abgase eines Kohlekraftwerks erkennt

Das Anlagevolumen nachhaltiger Aktienfonds sinkt erstmalig – auch weil Greenwashing-Vorwürfe potenzielle Investorinnen und Investoren verunsichern. Zukünftig müssen sie noch genauer hinschauen, was zu ihrer eigenen Definition einer nachhaltigen Geldanlage passt. Oder sie setzen auf Crowdinvesting und stellen sich so ihr eigenes Portfolio an grünen Investments zusammen. Ein Überblick über aktuelle Entwicklungen.

Krise bei nachhaltigen Geldanlagen?

Wie aus dem aktuellen Marktbericht des Fachverbands „Forum Nachhaltige Geldanlage“ (FNG) hervorgeht, haben Anleger/innen in Deutschland im vergangenen Jahr rund 542 Milliarden Euro nachhaltig angelegt. In 2022 waren hierzulande noch 578 Milliarden Euro in grünen Anlageprodukten wie Publikumsfonds, Mandaten und Spezialfonds investiert.

Der Markt der grünen Aktienfonds schwächelt damit erstmalig – im Gegensatz zum Gesamtmarkt. Das für private und institutionelle Anleger/innen in Fonds verwaltete Vermögen ist 2023 hierzulande um neun Prozent auf 4.149 Milliarden Euro gestiegen. Das vergangene Jahr wird damit nur getoppt durch 2021, als das in Deutschland verwaltete Fondsvolumen bei mehr als 4.300 Milliarden Euro lag.

Doch woran liegt es, dass der grüne Geldmarkt aktuell seine erste kleine Krise nach vielen Jahren des Aufschwungs durchleben muss? Um diese Frage sinnvoll beantworten zu können, schauen wir uns zunächst einmal an, was nachhaltige Geldanlagen überhaupt sind.

Einheitliche Richtlinie zur Nachhaltigkeit fehlt

Nachhaltige Geldanlagen berücksichtigen neben finanziellen Zielen auch ökologische, soziale und ethische Kriterien. Investor/innen, die ihr Geld in diesen Finanzprodukten anlegen, meiden kontroverse Branchen wie Waffen oder Glücksspiel und unterstützen Unternehmen, die etwa Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen fördern. So verbinden sie Rendite mit verantwortungsvollem Handeln​ – zumindest ist das die Idee dahinter.

Eine einheitliche Richtlinie, was wirklich als „nachhaltiges Finanzprodukt“ gilt, gibt es nämlich bisher nicht. Zwar hat die Europäische Union (EU) in den vergangenen Jahren mit der Offenlegungsverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) eine erste Maßnahme ergriffen, um das zu klären. Doch ein wirklicher Meilenstein ist dies noch nicht.

Die Offenlegungsverordnung soll die Transparenz erhöhen, indem sie Finanzprodukte in verschiedene Artikel kategorisiert, die jeweils unterschiedliche Anforderungen haben. „Diese Kategorien, die zur Offenlegung und nicht als Produktstandard konzipiert wurden, bieten jedoch, wenn überhaupt, nur eine erste Orientierung“, schreibt der Vorstandsvorsitzende Marian Klemm im aktuellen FNG-Marktbericht.

Ex-Nachhaltigkeitschefin beschuldigt eigenes Unternehmen

Weiterführende Fragen bleiben laut Klemm weiterhin offen – insbesondere zur „konkreten Definition von Nachhaltigkeit, den zugrunde liegenden Anlagestrategien und des tatsächlichen Beitrags zu einer sozialökologischen Wirtschaft und Gesellschaft“. Viele nachhaltige Finanzunternehmen äußern deshalb weiterhin ihre Sorge vor Greenwashing-Vorwürfen.

Greenwashing bezeichnet den Versuch von Unternehmen, sich durch irreführende Marketingstrategien umweltfreundlicher darzustellen, als sie tatsächlich sind. Dabei wird häufig mit vagen Begriffen wie „natürlich“ oder „ökologisch“ gearbeitet, ohne dass klare Beweise oder Zertifikate für den tatsächlichen Impact – in diesem Fall des Finanzprodukts – vorliegen.

Erschüttert haben die Branche beispielsweise die Geschehnisse bei der DWS, einer Fondstochtergesellschaft der Deutschen Bank. Im Jahr 2021 beschuldigte die ehemalige Nachhaltigkeitschefin Desirée Fixler das Unternehmen, seine ESG-Investitionen in großem Stil übertrieben und falsch dargestellt zu haben. Fixler warf der DWS vor, unzutreffende Angaben über den Umfang ihrer nachhaltigen Investitionen gemacht zu haben, um den Eindruck zu erwecken, sie handle klimafreundlicher, als es tatsächlich der Fall war.

Schornsteine eines Kohlekraftwerks

Greenwashing? „Mit dem Marketing leicht übertrieben“

Die DWS „kämpft bis heute um den Ruf ihrer Nachhaltigkeitsstrategie“ schreiben die Autor/innen Philipp Krohn, Inken Schönauer und Christian Siedenbiedel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Und auch der Vorstandsvorsitzende Stefan Hoops habe längst eingeräumt, „dass das Unternehmen mit dem Marketing vielleicht etwas übertrieben habe“. So kann man es natürlich auch ausdrücken.

Was bleibt, sind jede Menge Zweifel, die sich negativ auf die gesamte grüne Finanzbranche auswirken. Und leider gibt es schon die nächste Thematik. Denn Deutsche Banken- und Fondsverbände fordern, dass nachhaltige Anlageprodukte ihr Geld auch in Rüstungsunternehmen anlegen können – aufgrund aktueller politischer Entwicklungen sowie neuer regulatorischer Vorgaben .

Wer zukünftig sein Geld also in einen „nachhaltigen“ Fonds investiert, könnte damit auch Rüstungsunternehmen und damit Waffenlieferanten unterstützen. Für WIWIN-Geschäftsführer René Theis ist das ein absolutes No-Go: „Rüstung wird von Anlegerinnen und Anlegern, die ihr Geld wirklich grün investieren wollen, prinzipiell ausgeschlossen, wie Studien zeigen. Das hat sich auch durch den Ausbruch des Ukrainekriegs nicht verändert.“

René

„Crowdinvesting hat den großen Vorteil, dass die Anlegerinnen und Anleger ihre Investments ganz gezielt nach eigenem Gusto auswählen können. Sie setzen so auf Unternehmen und Projekte, die beispielsweise zu ihrem eigenen Verständnis von Nachhaltigkeit passen.“

– René Theis, Geschäftsführer WIWIN

Wahl des Anbieters und des Anlageprodukts entscheidend

Was ist also die Lösung? „Anlegerinnen und Anleger müssen noch genauer hinschauen, welchen Anbietern sie wirklich vertrauen und welches Produkt sie dann auswählen“, sagt René. Jede Person habe eine eigene Vorstellung davon, was Nachhaltigkeit für sie oder ihn bedeutet – und danach müssten sie ihre ganz persönliche Entscheidung treffen. Und genau dafür eignet sich besonders das Crowdinvesting.

„Crowdinvesting hat den großen Vorteil, dass die Anlegerinnen und Anleger ihre Investments ganz gezielt nach eigenem Gusto auswählen können. Sie setzen so auf Unternehmen und Projekte, die beispielsweise zu ihrem eigenen Verständnis von Nachhaltigkeit passen“, erklärt René. So könne man sich als Investor/in ein individuelles Portfolio zusammenstellen und seine Geldanlage dennoch über verschiedene Bereiche streuen. Denn das Thema Diversifikation der Geldanlage spielt natürlich auch beim Crowdinvesting eine wichtige Rolle.

Um potenziellen Investor/innen eine bessere Orientierung zu liefern, hat WIWIN das Impact Scoring entwickelt. Das umfangreiche Bewertungssystem stellt einheitlich und transparent dar, wie nachhaltig die über WIWIN angebotenen Crowdinvesting-Projekte sind. „So ermöglichen wir unseren Anlegerinnen und Anlegerinnen, eine noch fundiertere Investmententscheidung zu treffen“, freut sich René.

Nachhaltigkeit hat viele Facetten

Kooperiert hat das WIWIN-Team für die Entwicklung des WIWIN Impact Scorings mit Julia Hartmann, Professorin für Management und Nachhaltigkeit an der EBS-Universität für Wirtschaft und Recht: „Der Bereich ‘Nachhaltigkeit’ hat wahnsinnig viele Facetten und das macht es Anlegerinnen und Anlegern extrem schwer, eine fundierte Investmententscheidung zu treffen. An diesem Punkt setzt das WIWIN Impact Scoring an”, sagt die Nachhaltigkeits-Expertin. Und sie weiß ganz genau, wovon sie spricht.

Das nimmst du aus diesem Artikel mit

  • Der Markt für nachhaltige Geldanlagen schwächelt gerade erstmalig – auch weil Greenwashing die Anleger/innen verunsichert.
  • Bisher fehlt eine einheitliche Richtlinie, was wirklich als „nachhaltiges Finanzprodukt“ gilt.
  • Investor/innen müssen genau hinschauen, welchen Anbietern sie wirklich vertrauen und welches Produkt sie wählen.
  • Crowdinvesting bietet Anleger/innen und Anleger die Möglichkeit, gezielt in Unternehmen und Projekte zu investieren, die zu ihrem Verständnis von Nachhaltigkeit passen.

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