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Pottsalat-Gründer Ben Küstner: „Uns ist es wichtig, Nachhaltigkeit und wirtschaftlichen Erfolg in Einklang zu bringen.“

Jens Secker
Autor/in:
Jens Secker
5 Minuten Lesezeit
Pottsalat: Gründer-Team

Pottsalat produziert frische Salate und Bowls und liefert sie per Fahrrad, E-Roller oder E-Auto an seine Kund/innen ins Büro oder nach Hause. Am 31. Mai startet über WIWIN ein Crowdinvesting, bei dem sich potenzielle Anleger/innen an dem Essener Unternehmen beteiligen können. Im Interview sprechen Ben Küstner von Pottsalat und WIWIN-Gründer Matthias Willenbacher über gesunde Ernährung, das anstehende Crowdinvesting und Pläne für die Zukunft.  

Ben, wie gesund ernähren sich die Deutschen?

Ben: Da gibt es aus meiner Sicht noch extrem viel Luft nach oben, auch wenn es bei einigen Punkten kleine Fortschritte gibt. Der Konsum von Obst und Gemüse nimmt zwar zu, trotzdem setzen wir in den meisten Bereichen immer noch viel zu sehr auf Massenproduktion, was immer ungesund und schlecht für das Klima ist. Besonders problematisch ist das billige Fleisch, das in Deutschland nach wie vor in rauen Mengen auf den Tellern landet. Gerade am Arbeitsplatz wird häufig schlecht gegessen, weil den meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern häufig die Zeit fehlt, mittags etwas Gesundes und Nahrhaftes zu kochen. Und da kommen wir von Pottsalat ins Spiel…

 

Welches Ziel verfolgt Ihr mit Pottsalat?

Ben: Wir ermöglichen den Menschen eine gesunde und leckere vegetarische Ernährung, indem wir ihnen eine Alternative zum sonst eher faden und oftmals sehr fleischlastigen Kantinenessen und zu Pizza-Lieferservices bieten. Bei uns können Kundinnen und Kunden zwischen saisonal wechselnden Salaten und Bowls wählen, online bestellen und sich diese direkt nach Hause oder ins Büro liefern lassen. Und wem unsere aktuelle Auswahl nicht passt, der kann sich seinen Lieblingssalat oder seine Lieblingsbowl einfach selbst zusammenstellen. Unsere Salate und Bowls werden täglich frisch produziert, haben im Vergleich zu anderen Mittagsgerichten einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck (siehe folgende Grafik) und werden per Fahrrad, E-Bike, E-Roller oder E-Lieferwagen in wenigen Minuten geliefert, ohne dass bei der Lieferung zusätzliche CO2-Emissionen entstehen.

Wholey: CO2-Ausstoß für einzelne Fertiglebensmittel

Quelle: Pottsalat GmbH

Was macht Pottsalat für Dich so besonders, Matthias?

Matthias: Pottsalat hat einen ganzheitlichen Blick auf die Themen Ernährung und Nachhaltigkeit, was gerade bei einem Lieferservice absolut einzigartig ist. Das Team hat es mit den bisherigen Standorten geschafft, viele Kundinnen und Kunden mit frischen und fleischärmeren Produkten zu überzeugen, die darüber hinaus auch um ein vielfaches CO2-ärmer sind als tierische Speisen. Pottsalat geht dabei nicht dogmatisch vor und versucht die Menschen zu bekehren. Die Gerichte sind einfach so gut, dass sie sehr viele Fleischesser dazu bringen, aus eigenem Willen etwas Vegetarisches zu bestellen. Gleichzeitig werden auch die Verpackungen der Salate und Bowls aus nachhaltigen Materialien produziert und CO2 Frei ausgeliefert. Und der Strom, den das Unternehmen benötigt, kommt aus regenerativen Quellen. Die Gründer/innen suchen kontinuierlich nach Lösungen, um Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu vereinen. Und die Entwicklung in den vergangenen Jahren zeigt, dass sie mit ihrem Geschäftsmodell auf dem absolut richtigen Weg sind.

 

Wie hat sich Pottsalat in den vergangenen Jahren entwickelt?

Ben: Wir sind 2017 zunächst in Essen gestartet und haben im ersten Jahr knapp 38.000 Salate und Bowls verkauft. Im darauffolgenden Jahr konnten wir den Absatz bereits knapp verdoppeln – bei einem Umsatz von 765.000 Euro. Wir haben dann nach und nach die Liefergebiete und das Angebot erweitert und 2019 einen zweiten Standort in Dortmund eröffnet. 2021 lagen wir insgesamt schon bei 343.000 verkauften Salaten und Bowls und einem Umsatz von mehr als vier Millionen Euro. Im Vergleich zum ersten Jahr haben wir also unsere Einnahmen als auch unseren Verkauf jeweils verzehnfacht, worauf wir sehr stolz sind.

 

Was sind die Ziele, die Ihr durch das Crowdinvesting bei WIWIN erreichen wollt?

Ben: Wir bekommen inzwischen Anfragen aus ganz Deutschland, ob wir nicht vor Ort eine Filiale eröffnen wollen. Das zeigt, dass wir mit Pottsalat eine echte Chance haben einen landesweiten Impact zu erzielen. Pottsalat soll weiter wachsen! Wir eröffnen gerade eine neue Filiale in Düsseldorf, in den nächsten Monaten sollen Köln, Duisburg, Bochum und Mainz dazukommen. Wir haben gemeinsam mit den beiden BackWerk-Machern und aktuellen „Hans im Glück“-Inhabern, Dr. Hans-Christian Limmer und Dr. Dirk Schneider, ein professionelles Franchise-Konzept entwickelt, mit dem wir nun hauptsächlich expandieren wollen. Ein weiterer Teil des Kapitals, das wir über WIWIN einsammeln wollen, soll aber auch zur Weiterentwicklung unserer Gerichte und Produkte verwendet werden. Unser Ziel ist, dass noch mehr Zutaten aus biologischem, nachhaltigem und artgerechtem Anbau kommen.

 

Warum passen WIWIN und Pottsalat so gut zusammen?

Matthias: Der Spirit bei WIWIN und Pottsalat ist schon recht ähnlich. Beide Unternehmen vereint, dass sie die Branchen, in denen sie jeweils tätig sind, grundlegend verändern wollen. Wir von WIWIN sorgen jeden Tag dafür, dass so viel Geld wie möglich grün investiert wird. Und Pottsalat will den Lieferservice gesünder und vor allen Dingen nachhaltiger machen. Dazu kommt natürlich, dass WIWIN und Pottsalat schon seit einigen Jahren intensiv zusammenarbeiten und deshalb gut aufeinander abgestimmt sind. Wir haben bereits 2020 ein erfolgreiches Crowdinvesting zusammen durchgeführt und unser Team hat auch eine Kapitalerhöhung mit den BackWerk-Gründern im vergangenen Jahr begleitet.

  

Was müsste die Politik aus Eurer Sicht tun, damit die Ernährung in Deutschland wieder gesünder wird?

Matthias: Wir brauchen in der Gesellschaft deutlich mehr Aufklärung und hier sehe ich die Bundesregierung absolut in der Pflicht. Auf den Verpackungen sollten Warnhinweise angebracht sein, wenn es sich um ungesundes Essen handelt – wie wir das schon seit Jahren von Zigaretten kennen. Die Politik könnte auch über die Steuern regulierend eingreifen, indem sie beispielsweise die Steuern für ungesunde Lebensmittel erhöht und bei regionalen Produkten bzw. Obst und Gemüse senkt. Beim Thema Tierwohl muss sich auch dringend etwas bewegen. Die meisten der Millionen Tiere, die täglich geschlachtet werden, werden vor ihrem Tod unter erbärmlichsten Bedingungen gehalten. Und was noch dazukommt, sind die hohen CO2-Emissionen bei der Haltung (siehe folgende Grafik). Weniger Fleischverzehr hätte also zusätzlich noch einen positiven Einfluss auf das Klima.

Pottsalat: CO2-Äqiuivalente in Gramm je Kilogramm Produkt nach Anbauweise

Ben: Dazu kommt, dass die Ernährungspolitik der vergangenen Jahre unsere Landwirtschaftsbetriebe fast in den Ruin getrieben hat. In Deutschland geht es leider immer nur darum, dass das Essen möglichst günstig ist, also wird ein Preiskampf entfacht, der am Ende des Tages zu Lasten der Bäuerinnen und Bauern sowie der Qualität geht. Das muss dringend aufhören. Natürlich muss Essen auch für einkommensschwache Familien bezahlbar sein, deshalb finde ich es richtig wie Matthias es sagt, dass man bei bestimmten Produktgruppen über Steuersenkungen nachdenken sollte. Bei gesunden Lebensmitteln einen solchen Anreiz zu setzen, kann absolut sinnvoll sein.

Salat von Pottsalat

Pottsalat Wachstumsfinanzierung

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