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Was „Florence“ mit dem Klimawandel zu tun hat

Der Tropensturm „Florence“ sorgt im Südosten der USA für extreme Regenfälle und Überschwemmungen. Sieben Menschen starben bereits, Hunderttausende sind ohne Strom. Erste Berechnungen von Klimaforschern zeigen, dass die menschengemachte Erderwärmung die Intensität, Regenmenge und Größe des Sturms beeinflusst.

Bei dem verheerenden Hurrikan „Florence“, der gerade die Ostküste der USA heimsucht, spielt der menschengemachte Klimawandel eine Rolle – und zwar sowohl was die Intensität des Sturms betrifft als auch die Regenmenge sowie die Größe.

Zu diesem Ergebnis kommt eine vorläufige Analyse von Wissenschaftlern der School of Marine and Atmospheric Sciences (SoMAS) der Stony Brooks University im Bundesstaat New York.

Das Team um den Klimaforscher Kevin Reed hat dabei berechnet, wie viel von der extremen Intensität und Zerstörungskraft von „Florence“ auf das Konto des Menschen geht, der mit dem Verbrennen von Kohle, Öl und Gas CO2 produziert und so die Erde aufheizt.

Ergebnis: Die Rolle des menschlichen Einflusses ist erheblich. Und zwar gleich dreifach. Zum einen erhöht sich die Regenmenge, die „Florence“ mit sich bringt, „signifikant“ – teilweise um mehr als 50 Prozent.

Zum Zweiten dürfte es länger dauern als üblich, bis der Sturm an Intensität verliert, seit er am Freitagmorgen nahe Wrightsville Beach (North Carolina) auf Land traf.

Und zum Dritten ist der Durchmesser des Sturms nach den Schätzungen der Wissenschaftler um rund 80 Kilometer größer, als er es wäre, wenn der Mensch keinen Einfluss auf das Klima nehmen würde.

Das Forscherteam betont, dass diese Ergebnisse vorläufig sind. Sie passen jedoch zu dem, was die Klimawissenschaft in den vergangenen Jahren bereits an Erkenntnissen zusammengetragen hat.

„Wärmere Meerestemperaturen können die Sturm-Intensität erhöhen“, sagt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Der Atlantik ist dort, wo „Florence“ sich aufgebaut hat, derzeit ungewöhnlich warm – etwa 1,5 Grad wärmer als sonst. Das gibt tropischen Stürmen zusätzliche Kraft. Das warme Wasser verdunstet schneller, die warme Luft in einem Hurrikan kann mehr Wasserdampf halten, und dies kann dann zu stärkerem Regen führen,

„Ein weiterer Aspekt ist, dass der Meeresspiegel infolge der globalen Erwärmung steigt“, sagt Rahmstorf. In North Carolina seien es etwa 30 Zentimeter. „Das macht die Küste anfälliger für Sturmfluten.“

„Florence“ bewegt sich langsamer als ein Fußgänger

Und es gibt noch einen dritten Aspekt, wie sich der Klimawandel bemerkbar macht. „Da sich die atmosphärische Zirkulation in der nördlichen Hemisphäre während der warmen Jahreszeit abgeschwächt hat, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Hurrikane sich an einem Ort gleichsam festsetzen“, sagt Dim Coumou vom PIK.

Genau das ist bei „Florence“ der Fall. Derzeit bewegt sich der Sturm nach Angaben des National Hurricane Center nur mit zwei Meilen pro Stunde vorwärts. Das sind etwas mehr als drei Stundenkilometer. Er sitzt also tatsächlich fest, so dass es noch tagelang weiter wie aus Eimern regnen kann.

Bereits sieben Menschen sind ums Leben gekommen, Hunderttausende sind ohne Strom. Rund zwei Millionen Menschen in North Carolina, South Carolina und Virginia waren von den Behörden zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert worden. In vielen Regionen ist weiterhin mit extremen Regenfällen zu rechnen. An der Küste kommt es zu Sturmfluten von mehr als drei Metern. Insgesamt fünf Millionen Menschen könnten von den Überschwemmungen betroffen sein.

Informationen zu Quellen & Bildrechten

Dieser Artikel ist ursprünglich im Online-Magazin zum Klimawandel Klimareporter° erschienen (Quelle: Verena Kern).

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