„Wir wollen mit unserem Seriensystem die Immobilienbranche revolutionieren“

Im Frühjahr 2024 hat die BOB efficiency design AG ein Crowdinvesting über WIWIN durchgeführt. Geschäftsführer Dr. Bernhard Frohn erklärt, wie sich das grüne Immo-Tech-Unternehmen seither entwickelt hat.
Vor rund einem Jahr ist euer Crowdinvesting bei WIWIN gestartet. Was hat sich seitdem bei BOB getan?
Bernhard Frohn: BOB will wachsen. Daher konzentrieren wir uns aktuell auf den Wachstumsmarkt der Bestandsanierung von Bürogebäuden. Die EU schreibt vor, dass Bürogebäude bis spätestens 2050 klimaneutral betrieben werden müssen. Millionen Quadratmeter Büroflächen stehen vor einer energetischen Sanierung, um nicht als Stranded Assets zu enden – also als Gebäude, das nicht mehr vermietet oder verkauft werden kann. Unser Serien-Bürogebäude BOB bietet hierfür intelligente und effiziente Lösungen, denn es ist von vornherein so angelegt, dass es sowohl für Neubau als auch für Sanierung optimale Ergebnisse bietet. Allein 60.000 Quadratmeter Bürofläche begutachten wir aktuell. Viele dieser Gebäude lassen sich in einen klimaneutral betriebenen BOB verwandeln.
Neben der Sanierung stehen weiterhin unsere eigenen Neubauprojekte im Fokus. 2024 haben wir BOB.Krefeld fertiggestellt und an die Autobahn GmbH übergeben. Aktuell setzen wir die finalen Arbeiten am ersten Bauabschnitt von BOB.Hannover Fischerhof um. Schon bald stehen dort 12.000 Quadratmeter klimaneutral betriebene Büroflächen für Mieterinnen und Mieter zur Verfügung.


Ihr setzt mit der BOB efficiency design AG und der Vorläufergesellschaft seit über 20 Jahren auf die Entwicklung energieeffizienter Immobilienprojekte. Was war damals der Auslöser, euch in diese Richtung zu entwickeln?
Bernhard Frohn: Die Sorge um den menschengemachten Klimawandel ist keine neue Erscheinung – sie hat uns schon damals angetrieben. Ineffiziente Heiz- und Kühlsysteme, schlechte Bauphysik und reine Energieverschwendung durch falschen Betrieb machten uns damals wie heute fassungslos. Mit unserem Seriensystem wollen wir die Immobilienbranche revolutionieren. Wir sahen und sehen unglaubliche Optimierungspotenziale in einer Branche, die eher in Unikaten denkt und handelt. Es hat uns gereizt, diese im Sinne der Investoren, der Mieter und der Umwelt zu heben.

Wo siehst du aktuell die größten Herausforderungen bei der Nutzung erneuerbarer Energien im Immobiliensektor?
Bernhard Frohn: Ein zentrales Problem ist nach wie vor der fehlende ganzheitliche Blick auf Gebäude. Viele Projekte schmücken sich mit dem Label „nachhaltig“, nur weil sie Solarmodule aufs Dach setzen oder einen Eisspeicher installieren. Doch Heizen und Kühlen wird oft noch mit viel zu aufwendiger Technik realisiert – mit entsprechend hohen Kosten. Kein Wunder also, dass manche Projektbudgets aus dem Ruder laufen. Kürzlich haben wir die Planung für einen Verwaltungsbau überprüft und festgestellt, dass sich die Gebäudetechnikkosten halbieren lassen, wenn man das Gebäude nach dem BOB-System errichtet.
Für die Umsetzung der BOB-Projekte kombiniert ihr Geothermie und Photovoltaik, was zu einer 70-prozentigen Einsparung der Energiekosten führt. Kannst du uns die technische Umsetzung bitte näher erklären?
Bernhard Frohn: Der Schlüssel liegt in der Einfachheit. BOB nutzt nur ein einziges System zum Heizen und Kühlen. Im Sommer führen wir überschüssige Energie aus den Räumen ab und speichern sie bis zu 100 Meter tief im Erdreich. Im Winter holen wir diese Energie zum Heizen wieder zurück. Dank der durchdachten Bauphysik eines BOB-Gebäudes befinden sich Heiz- und Kühlerfordernisse an vielen Tagen im Jahr nahezu im Gleichgewicht. Interne Lasten, wie die Abwärme von Computern oder Personen, sind Teil des Konzepts – ein Durchschnittsmensch gibt immerhin rund 80 Watt Wärme ab. In einem gut gedämmten Gebäude kann man diese Energie effektiv nutzen. Geringe Wartungskosten, höchste Energieeffizienz und der Verzicht auf fossile Brennstoffe sind die Hauptgründe für unsere niedrigen Energiekosten. Mit KI-gestütztem digitalem Gebäudebetrieb optimieren wir unser System kontinuierlich und können auf Fehler sofort reagieren.


Welche langfristigen Ziele verfolgt Ihr in Bezug auf erneuerbare Energien?
Bernhard Frohn: Wir müssen für BOB keine langfristigen Ziele formulieren, da wir unsere BOBs noch nie anders als mit 100 Prozent erneuerbaren Energien gebaut haben. Besonders die Nutzung von Geothermie und hier insbesondere die geothermische Kühlung des Gebäudes hat sich bewährt – wir sammeln dazu seit 20 Jahren verlässliche Daten. Ein echter Meilenstein war die Entwicklung einer speziellen Wärmepumpe für BOB, die beeindruckende real gemessene Jahresarbeitszahlen von 8 bis 9 erreicht. Herkömmliche Wärmepumpen im Einfamilienhaus-Segment werden mit Jahresarbeitszahlen von 4 bis 5 beworben, die aber häufig nicht erreicht werden. Gemeinsam mit unserem Partner Friotherm Deutschland GmbH arbeiten wir derzeit an einer Variante, die speziell für Bestandsanierungen optimiert ist. Photovoltaik ergänzt unser System perfekt. Zudem beschäftigen wir uns intensiv mit der Speicherung von Energie – nicht nur in Batterien, sondern auch durch die gezielte Nutzung der Gebäudespeichermasse als Energiespeicher.


Gibt es einen „Traumstandort“ oder ein Referenzprojekt, das ihr als Maßstab für die Zukunft betrachtet?
Bernhard Frohn: Ohne überheblich klingen zu wollen: Mit BOB sind wir unserem Traum schon sehr nahe. Jedes neue Projekt bringt Verbesserungen im System mit sich, denn BOB ist ein lernendes System. Als Seriensystem profitieren wir stark von der fortschreitenden Digitalisierung und dem Einsatz von KI – von der Planung über den Bau bis hin zum Betrieb. BOB ist kein Forschungsprojekt, sondern eine marktreife Lösung, mit der wir vielen Menschen ermöglichen wollen, gesund und leistungsfähig zu arbeiten. Gleichzeitig bieten wir Unternehmen die Chance, ihren CO2-Fußabdruck deutlich zu reduzieren.
Welche Projekte habt ihr aktuell in der Pipeline?
Bernhard Frohn: Unser nächstes Projekt ist BOB.Hannover Fischerhof Campus Süd, für das derzeit die Mieterakquise läuft. Eine weitere Projektentwicklung verfolgen wir in der Airport City in Düsseldorf. Zudem werden aus den aktuell laufenden Begutachtungen im Laufe des Jahres sicherlich weitere BOB-Projekte hervorgehen.



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