Die größten Balkonkraftwerk-Mythen im Faktencheck
Balkonkraftwerke erleben aktuell einen Hype. Viele Verbraucher/innen erhoffen sich durch die Steckersolarmodule eine simple Möglichkeit, Geld durch die eigene Stromproduktion zu sparen. Dennoch sind viele Menschen noch immer verunsichert, ob sich ein Balkonkraftwerk wirklich lohnt und schrecken vor einer Installation zurück. In diesem Faktencheck haben wir uns die größten Mythen und Missverständnisse zum Thema Balkonkraftwerke angeschaut und für dich aufgeklärt.
Inhalt
- Balkonkraftwerke lohnen sich nicht
- Die Installation ist zu aufwendig
- Man benötigt spezielles Equipment und technisches Know-how
- Die Leistung ist zu gering
- Balkonkraftwerke funktionieren nur auf dem Balkon
- Balkonkraftwerke funktionieren nur im Sommer
- Der erzeugte Strom lässt sich nicht speichern
- Fazit
Balkonkraftwerke lohnen sich nicht
Viele Verbraucher/innen befürchten, dass sich ein Balkonkraftwerk weder finanziell noch energetisch lohnt. Diese Sorge ist in so gut wie allen Fällen unbegründet. Aufgrund der Langlebigkeit der meisten Anlagen sowie ihrer immer besseren Leistungsfähigkeit, können BKWs sowohl in Hamburg als auch München gleichermaßen effizient genutzt werden.
Günstige Anlagen gibt es online bereits ab 300 Euro zu kaufen. Auch einige Discounter hatten schon Mini-Solarmodule für nur knapp über 200 Euro im Angebot. Größere und leistungsstärkere Anlagen können schon deutlich mehr kosten. Jedoch solltest du hier die zugelassene Maximalleistung von aktuell 600W und zeitnah 800W beachten.
Je nach Kauf- und Strompreis, Leistung und den jeweiligen Wetter-Voraussetzungen kannst du davon ausgehen, dass du die Kosten für deine Solaranlage nach zwei bis vier Jahren ausgeglichen hast. Die steigenden Strompreise können jedoch dafür sorgen, dass sich deine Mini PV-Anlage noch schneller amortisiert. Dabei muss allerdings bedacht werden, dass nicht der gesamte Strom selbst verbraucht wird. Wie viel Strom genau direkt genutzt werden kann, hängt vor allem davon ab, ob das Lastprofil entsprechend des Ertrags angepasst wird. Ob sich ein Balkonkraftwerk für dich lohnt und ab wann du die investierten Kosten durch die Stromerzeugung wieder reingeholt hast, kannst du hier herausfinden.
Grafik: ©finanztip.de
Die Installation ist zu aufwendig
Die Installation eines Balkonkraftwerks läuft in der Regel problemlos. Die allermeisten Systeme werden als Komplettpaket mit Wechselrichter und Steckerkabel verkauft. Der Netzanschluss geschieht über eine handelsübliche Steckdose. Lediglich die Anbringung muss meist selbst koordiniert werden. Vorher solltest du also klären, wo und wie du deine Solarmodule platzieren und befestigen kannst. Hilfreiche Tipps für das richtige Modul und die Installation haben wir hier für dich zusammengefast.
Neben den technischen und logistischen Aspekten sind die bürokratischen Aufwände zu beachten. Gegenwärtig ist es noch so, dass ein Balkonkraftwerk beim Netzbetreiber angemeldet und ins Marktstammdatenregister eingetragen werden muss. Zudem muss der/die Vermieter/in der Installation zustimmen, wenn du zur Miete wohnst. Allerdings darf die Zustimmung nicht ohne Weiteres verweigert werden.
Zukünftig sollen viele dieser Auflagen jedoch gelockert werden. Neben einer vereinfachten Eintragung ins Marktstammdatenregister entfällt die Anmeldung beim Netzbetreiber. Auch Eigentümer/innen sollen dazu verpflichtet werden, ihren Mieter/innen die Installation einer Mini PV-Anlage zu ermöglichen.
Man benötigt spezielles Equipment und technisches Know-how
Für den Betrieb einer Steckersolaranlage ist weder technisches Know-how noch großes Elektronik-Equipment nötig. Sollte die Installation bzw. Anbringung für dich doch zu umständlich sein, kann diese auch durch externe Firmen übernommen werden.
Aufgrund des Anschlusses an die handelsübliche Haushaltssteckdose wird auch hier kein zusätzliches Gerät benötigt. Ein oder mehrere notwendige(r) Wechselrichter sowie dazugehörige Verbindungskabel gehören in der Regel zum standardmäßigen Lieferumfang.
Die Überwachung der erzeugten Leistung lässt sich zudem in den meisten Fällen ganz einfach per App vornehmen. So funktioniert der Betrieb prinzipiell kinderleicht.
Die Leistung ist zu gering
Im Hinblick auf die Leistung unterscheiden sich die aktuellen Systeme auf dem Markt mitunter enorm. Zwischen 400 und 1.000 Watt Leistung bewegen sich die meisten gängigen Systeme. Wie viel Leistung die Module jedoch tatsächlich leisten können, hängt vom Wechselrichter ab. Um von den Privilegien für die vereinfachte Installation zu profitieren, darf die Leistung des Balkonkraftwerksaktuell 600, zeitnah maximal 800 Watt betragen.
Bei optimaler Ausrichtung und genügend Sonnenstunden kann ein Balkonkraftwerk mit einer Gesamtleistung von 870 Watt Peak beispielsweise bis zu 800 kWh Strom pro Jahr erzeugen. Zum Vergleich: Ein Zwei-Personen-Haushalt verbraucht zwischen 2.000 und 3.500 kWh Strom pro Jahr. Mit einem Mini-Solarmodul lässt sich so der jährliche Verbrauch eines großen Elektronikgeräts einsparen.
Balkonkraftwerke funktionieren nur auf dem Balkon
Auch wenn der umgangssprachliche Name es nicht verraten mag, können Balkonkraftwerke theoretisch an vielen Orten installiert werden. Neben einer Installation auf bzw. an dem Balkon lassen sich die Module auch auf der Terrasse oder an der Hausfassade befestigen. Ebenso ist die Anbringung auf einem Dach möglich.
Je nach Ausrichtung des Hauses und Schattenwurf ist die Positionierung der Solarmodule immer einzeln zu prüfen. Eine generelle Vorgabe existiert nicht, da stets die individuellen Umstände über Positierung und Effizienz der Anlage entscheiden.
Wichtig ist, dass die Solarmodule mit einer sicheren und festen Konstruktion versehen werden. Darüber hinaus muss ein Anschluss an den Wechselrichter und von diesem aus zu einer Steckdose gewährleistet sein. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können Balkonkraftwerke auch ganz ohne Balkon funktionieren.
Balkonkraftwerke funktionieren nur im Sommer
Auch dieser Mythos kann ganz einfach widerlegt werden. Zwar scheint im Sommer deutlich öfter und länger die Sonne, nichtsdestotrotz kann auch problemlos im Herbst oder Winter grüner Strom produziert werden. Ein Abschalten der Anlage in sommerärmeren Jahreszeiten ist definitiv nicht zu empfehlen, da sich sonst der jährliche Ertrag spürbar vermindert.
Um jedoch einen reibungsfreien Betrieb zu gewährleisten, sollte die Anlage vor allem bei starker Kälte gut beobachtet und beispielsweise von Schnee und Eis befreit werden. In ertragsärmeren Monaten lohnt es sich außerdem, die Leistung der Anlage bzw. den erzeugten Strom im Auge zu behalten. Dies geht in den allermeisten Fällen per App. Größere Abweichungen können auf diese Weise schneller erkannt und behoben werden.
Der erzeugte Strom lässt sich nicht speichern
Diese Aussage lässt sich (un-)eindeutig mit “jein” beantworten. Zwar ließe sich der überschüssig erzeugte Strom speichern, allerdings sind derartige Speichergeräte relativ preisintensiv. Somit kommen sie nur für die wenigsten Verbraucher*innen tatsächlich in Frage. Bei einer Leistung von 600W und einem Jahresverbrauch von 3.000 kWh rentiert sich ein Speicher bei den gegenwärtigen Strom- und Batteriepreisen erst nach frühestens zehn Jahren.
Allerdings lässt sich vor allem bei einem höheren Stromverbrauch natürlich auch mehr Geld sparen, da der gesamte selbst erzeugte Strom genutzt werden kann und nicht direkt ins öffentliche Netz eingespeist wird. Wenn man also beispielsweise vor allem nachts viel Strom verbraucht oder regelmäßig über einen längeren Zeitraum nicht zu Hause sein sollte und dennoch vom eigenen Strom profitieren möchte, macht es Sinn, über ein Speichergerät nachzudenken.
Grafiken: ©ökostromhelden.de
Fazit
Die aktuelle Entwicklung im Bereich der Steckersolaranlagen ist sehr zu begrüßen. Neben den Vorteilen für den Geldbeutel der Nutzer/innen leisten Balkonkraftwerke einen zentralen Beitrag zur Energie- und Nachhaltigkeitswende.
Die Ablehnung oder Unsicherheit vieler Menschen gegenüber den Solarmodulen ist, wie wir feststellen konnten, in den allermeisten Fällen unbegründet. Aufgrund ihrer Einfachheit kommen Balkonkraftwerke für eine Vielzahl von Menschen in Frage. Durch die geplanten gesetzlichen Erleichterungen sollten zukünftig noch mehr Verbraucher/innen von Mini PV-Anlagen profitieren können.
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