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WIWIN just green impact! im ECOreporter-Fondstest mit der Nachhaltigkeitsnote 1,7 bewertet

Autor/in:
Gunter Greiner
8 Minuten Lesezeit

Klimafreundliche Energie, menschenwürdige Arbeit, Bildung für alle – das sind drei Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Insgesamt gibt es 17 dieser Sustainable Development Goals (SDGs). Der Aktienfonds WIWIN just green impact! will nur in Unternehmen anlegen, die zum Erreichen dieser Ziele beitragen. Wie gut ihm das gelingt, überprüft die ECOreporter-Redaktion im ECOfondstest.

Der Fonds setzt vor allem auf Aktien von kleineren und mittleren Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsfeldern, beispielsweise Erneuerbare Energien, Eisenbahnen, Fahrräder, Wärmepumpen. Im Bestand finden sich bekannte grüne Namen wie Vestas, Nordex und Shimano. Aber auch Firmen, die nur selten in Fonds auftauchen. Etwa der Wasserstoffspezialist Enapter. Das junge Berliner Unternehmen will für Wasserstoffgeneratoren, sogenannte Elektrolyseure, eine kostengünstige Massenproduktion aufbauen. Oder die schwedische Firma Re:NewCell, die aus Altkleidern Garn für neue Kleidungsstücke gewinnt.

Der WIWIN just green impact! investiert zum Testzeitpunkt in 55 Unternehmen. ECOreporter hat jedes geprüft und keine Verstöße gegen die Anlagekriterien des Fonds festgestellt. Bedeutet: Die Aktienliste ist kerngrün und konsequent auf die SDGs ausgerichtet. Zudem verstoßen die investierten Unternehmen nicht gegen die strengen Ausschlusskriterien des Fonds. Tabu sind unter anderem Waffen, Öl und Kohle, Massentierhaltung, Alkohol – und es gibt keine Toleranzschwellen, kontroverse Branchen werden vollständig ausgeschlossen.

WIWIN kümmert sich eigenständig um Nachhaltigkeitsbewertungen

Der WIWIN just green impact! ist der erste Aktienfonds der WIWIN-Gruppe aus Gerbach in Rheinland-Pfalz. WIWIN betreibt die gleichnamige Crowd-Plattform, über die seit 2011 nachhaltige Projekte angeboten werden. Das Besondere an dem Fonds: WIWIN kümmert sich selbst um die Nachhaltigkeitsbewertungen der Unternehmen. Das ist aufwendiger, als Noten von Ratingagenturen einzukaufen oder gleich ganze Aktienlisten über einen Index. Aber: Die Nachhaltigkeitsbewertungen der Agenturen unterscheiden sich oft erheblich voneinander, und Noten zu kleineren Unternehmen werden häufig gar nicht angeboten. Indem WIWIN das Nachhaltigkeitsresearch selbst übernimmt, stellt man sicher, dass wirklich nur Aktien in den Fonds gelangen, die den eigenen Ansprüchen genügen. Und Papiere von Unternehmen, die zu klein für die Ratingagenturen sind, aber vielleicht bessere Zukunftsaussichten haben als so mancher große Konzern.

Trotz des hohen Research-Aufwands ist der Fonds mit Jahresgesamtkosten von 1,73 Prozent nicht teuer. Die Wertentwicklung hat ECOreporter noch nicht bewertet. Die Redaktion vergibt erst eine Finanznote, wenn ein Fonds mindestens drei Jahre am Markt ist. Den WIWIN just green impact! gibt es seit Mai 2021.

WIWIN just green impact! sorgt für Transparenz

ECOreporter hat den Fonds erstmals Ende 2021 getestet. Damals bemängelte die Redaktion, dass WIWIN keine aktuelle Aktienliste ins Netz stellt. Der Anbieter hat sich die Kritik zu Herzen genommen, mittlerweile ist die komplette Liste auf der Website des Fonds einsehbar – sogar mit den Gewichtungen der einzelnen Positionen. Die Transparenz ist damit vorbildlich, weil auch alle anderen für Anlegerinnen und Anleger wichtigen Informationen verständlich und übersichtlich dargestellt werden.

Das „impact“ im Fondsnamen ist das englische Wort für „Wirkung“, in diesem Fall nachhaltige Wirkung. Auch in diesem Bereich kann der WIWIN just green impact! überzeugen: Er beteiligt sich etwa an Neuemissionen von Aktien und investiert so direkt in Unternehmen. Denn neue Aktien verkaufen in aller Regel die Firmen selbst. Beim normalen Aktienhandel landet das Geld hingegen auf dem Konto desjenigen, der die Aktien verkaufen will. Zudem nimmt WIWIN auf Hauptversammlungen die Stimmrechte wahr, die sich aus den gehaltenen Aktien ergeben.

ECOfondstest Nachhaltigkeitsnote: 1,7

Der WIWIN just green impact! erhält im ECOfondstest die Nachhaltigkeitsnote 1,7. Damit gehört er zu den nachhaltigsten bislang von ECOreporter geprüften Fonds. Weil er in viele Unternehmen investiert ist, die in anderen Fonds fehlen, eignet er sich gut als tiefgrüne Beimischung im nachhaltigen Portfolio. Wer einsteigt, sollte in der Lage sein, den Fonds lange zu halten: am besten mindestens zehn Jahre.

Stärken: Sehr transparenter Fonds mit vielen spannenden grünen Aktien und hoher nachhaltiger Wirkung

Finanzen: Der Fonds ist erst seit Mai 2021 am Markt und erhält daher noch keine Finanznote. Auf Jahressicht hat er 22,2% an Wert verloren (21.11.2021- 21.11.2022). Zum Vergleich: Der MSCI World Index büßte im gleichen Zeitraum 8% ein. Für einen anspruchsvollen Aktienfonds durchschnittliche Jahresgesamtkosten von 1,73%.

Risiko: Totalverlust unwahrscheinlich. Teilverluste möglich.

Nachhaltigkeit: Der Fonds will weltweit in kleine und mittelgroße Unternehmen anlegen, die mit ihrem Kerngeschäft zum Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele (den sogenannten SDGs) beitragen. In der Aktienliste finden sich viele Erneuerbare-Energien-Unternehmen, die nur selten in Fonds auftauchen, etwa Arise (Wind- und Solarpark-Entwickler), TPI Composites (Windrad-Rotorblätter) Soltec Power (Montagesysteme für Solaranlagen) und der grüne Stromversorger Holaluz. Dazu Aktien aus den Bereichen Naturkost (Midsona), Eisenbahnbau (Talgo, Vossloh), Fahrräder (Shimano, Mips), Textilrecycling (Re:NewCell), Wasserstoff (HydrogenPro, Enapter). Komplett ausgeschlossen sind u.a. Unternehmen, die Geld verdienen mit Atomenergie, Öl, Kohle, Erdgas, Pestiziden, Gentechnik in der Landwirtschaft, Massentierhaltung, Waffen/Rüstung, Drogen, Alkohol, Tabak und Glücksspiel. Nach Recherchen von ECOreporter verstößt keines der zum Testzeitpunkt 55 Unternehmen im Fonds gegen die Auswahlkriterien. Der Fondsinitiator WIWIN Green Impact Fund verlässt sich bei der Aktienauswahl nicht auf die Bewertungen von Ratingagenturen und führt das Nachhaltigkeits-Research selbst durch. Ein dreiköpfiger Investmentbeirat, dem u.a. der Siegener Finanzprofessor Helge Peukert angehört, berät den Fonds in Nachhaltigkeitsfragen, hat aber keine Entscheidungsbefugnisse.

Transparenz: WIWIN informiert anschaulich über Nachhaltigkeitskonzept und Auswahlverfahren des Fonds. Die aktuelle Aktienliste ist online einsehbar, sogar mit Gewichtung der einzelnen Werte. Auch zur Nachhaltigkeit der investierten Unternehmen finden sich ausführliche Angaben auf der Fonds-Website.

Nachhaltige Wirkung: Der Fonds beteiligt sich an Neuinvestitionen von Aktien. Hierbei fließt Geld vom Aktionär direkt ins Unternehmen. WIWIN nimmt seine Stimmrechte auf Hauptversammlungen wahr und will ab 2023 über sein Stimmverhalten informieren. Der Fondsinitiator kontaktiert Unternehmen bei Nachhaltigkeitsproblemen und teilt mit, wenn Aktien wegen unzureichender Nachhaltigkeit verkauft werden.

In was der Fonds nicht investiert:

Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle

  • Waffen/Rüstung
  • Atomenergie
  • Fossile Rohstoffe
  • Fracking & Ölsande
  • Biozide & Pestizide
  • Gentechnik in Landwirtschaft
  • Massentierhaltung
  • Konfliktfördernde Geschäftsmodelle
  • Drogen, Alkohol & Tabak
  • Glücksspiel
  • Verletzung von Menschen- und Arbeitsrechten
  • Verletzung der UN-Biodiversitätskonvention
  • Devisenhandel
  • Derivate

Mehr erfahren? Dann besuchen Sie die Website des WIWIN just green impact! Aktienfonds

So bewertet ECOreporter: Zeugnisnoten für nachhaltige Fonds und EFTs

ECOreporter arbeitet bei seinen Fonds- und ETF-Tests mit einem Notensystem, das sowohl finanzielle als auch nachhaltige Aspekte berücksichtigt. Finanznote und Nachhaltigkeitsnote fließen bei den Fondstests je zur Hälfte in die Gesamtnote ein. Wer das für sich anders gewichten möchte, sollte sich die jeweiligen Einzelnoten anschauen, die auch für sich allein aussagekräftig sind. Die Noten im Finanzbereich beziehen sich auf den Betrachtungszeitraum, nicht auf die Zukunft.

Die Nachhaltigkeitsnote. Bei der Nachhaltigkeit gilt: ECOreporter legt nicht die eigenen moralischen Prinzipien als Richtschnur an, sondern gibt Informationen dazu, welchem Nachhaltigkeits- oder Ethikansatz ein Fonds oder ETF folgt. Beispiel Ausschlusskriterien: Ob Tierversuche insgesamt ausgeschlossen werden, ob sie nur für Kosmetika tabu sind oder ob sie für medizinische Forschung, die Kindern zugutekommt, erlaubt sind – dazu hat ECOreporter eine Meinung. Die fließt aber nicht in die Bewertung ein. Denn bewertet wird nicht, ob der Ansatz moralisch genug ist – das ist Ihre individuelle Entscheidung. Sondern es wird beispielsweise beurteilt, ob der jeweilige Ansatz plausibel ist, stringent, neue Erkenntnisse berücksichtigt. Bewertet wird auch, was der Fondsanbieter unternimmt, um den Ansatz umzusetzen: Was tut er beispielsweise wenn er erfährt, dass eine Aktie gegen seine Investmentkriterien verstößt? Wie schnell handelt der Anbieter dann? All das fließt in die Benotung ein. Nachhaltige Wirkung: Wenn das Fondsmanagement zum Beispiel Aktiengesellschaften informiert, die es für nicht nachhaltig genug ansieht, wenn ein Fonds oder ETF seine Stimmrechte bei Hauptversammlungen nutzt, um für nachhaltiges Handeln zu sorgen, dann entsteht nachhaltige Wirkung.

Die Finanznote. ECOreporter bewertet die Wertentwicklung von Fonds und ETFs in Relation zum Weltaktienindex MSCI World. Warum so kompliziert? Weil ein Wertzuwachs von beispielsweise 20 Prozent innerhalb eines Jahres wenig darüber aussagt, wie sich ein Fonds geschlagen hat. Konnte der Gesamtaktienmarkt (den der MSCI World Index ausreichend genau abbildet) im gleichen Zeitraum um 10 Prozent zulegen, ist der Fonds mit seinem Plus von 20 Prozent gut gelaufen.

Verzeichnet der Gesamtaktienmarkt allerdings ein Plus von 30 Prozent, ist die Rendite des Fonds unterdurchschnittlich. Auch in einem solchen Fall kann ein Fonds aber eine gute Wertentwicklungsnote erreichen. Dazu muss er allerdings wesentlich mehr Rendite bringen als fünfjährige Festgeldanlagen. Auch bei ETFs ist der wichtigste Bewertungsmaßstab der MSCI World und nicht der Index, den der ETF abbildet, denn nur dadurch werden ETFs untereinander vergleichbar, für die Performance-Daten der ETFs selbst greift ECOreporter teilweise auf Daten der Fondsbörse Comdirect zurück. Bei Mischfonds bewertet die Redaktion die Wertentwicklung im Verhältnis zu einem nach Fondszusammensetzung gewichteten Mix aus dem MSCI World Index und dem weltweiten Anleihenindex Merrill Lynch Global. Bei der Bewertung der Jahreskosten legt ECOreporter an Fonds und ETFs die gleichen Maßstäbe an. Das führt dazu, dass Fonds hier bestenfalls ein „gut“ erhalten. Denn mit den niedrigen Gebühren von ETFs (teilweise unter 0,2 Prozent) können selbst die günstigsten grünen Fonds nicht mithalten.

Das Notensystem. ECOreporter verwendet für jeden Bewertungsteil ein System wie bei Schulnoten. 0 Punkte bedeutet eine Sechs, 15 Punkte eine Eins plus (als Zahl ist das eine 0,7). Jeder Bewertungsbereich bekommt einen Faktor, beispielsweise eins oder zwei, um die Bedeutung des Bereichs zu berücksichtigen. Beispielsweise hat bei der Finanznote die Fünf-Jahres-Wertung einen deutlich höheren Bewertungsfaktor als die Ein-Jahres-Wertung. So entstehen die Noten für Bewertungsbereiche wie „Sicherheit/ Risiko“, „Kosten“ usw. Achtung: Auch diese Bereichsnoten haben teilweise einen Bewertungsfaktor. Daher ergibt die Summe der Einzelnoten, geteilt durch die Anzahl der Noten, noch nicht die „Finanznote“ bzw. die „Nachhaltigkeitsnote“: Erst muss der jeweilige Faktor einberechnet werden. Letztlich sind die Noten zwar bis auf die vierte Stelle hinter dem Komma errechnet, aber abgebildet ist jede Note nur mit einer Stelle hinter dem Komma. Dadurch können sich in der Addition der Einzelsummen Rundungsdifferenzen zur Gesamtnote ergeben.

Den Artikel finden Sie im Original bei ECOreporter

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