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Startup-Finanzierung: 5 Mythen über Crowdinvesting

Autor/in:
Sarah Hübsch
5 Minuten Lesezeit

Der Kapitalbedarf von Startups steigt immer mehr, wie der aktuelle Monitor des Startup-Verbandes zeigt. Neben klassischen Finanzierungsmöglichkeiten wie staatlichen Fördermitteln, Business Angels und Venture Capital bietet das Crowdinvesting eine mögliche Alternative. Gründer/innen ist jedoch häufig unklar, wie sie diese Finanzierungsform für sich nutzen können und schrecken vor dem vermeintlich hohen Aufwand zurück. Grund genug, mit den Mythen rund ums Crowdinvesting zur Startup-Finanzierung aufzuräumen. Ein Gastbeitrag von Sarah Hübsch.

Mythos #1: Crowdinvesting eignet sich nur für Startups in der Wachstumsphase

Tatsächlich gehen die Expertenmeinungen dazu auseinander, in welcher Phase sich ein Crowdinvesting für Startups lohnt. Fakt ist: Je frühphasiger ein Startup unterwegs ist, desto höher ist das Risiko für potenzielle Anleger/innen, weil sich die Entwicklung des Jungunternehmens schwerer abschätzen lässt. In der Wachstumsphase können Startups in der Regel bereits Erfolge vorweisen. Wenn hier dann typischerweise der Kapitalbedarf steigt, können sie mit Crowdinvesting weiter skalieren.

Das gilt allerdings nicht für jede Branche gleich: Unsere Erfahrung zeigt, dass B2C-Startups mit einem leicht zu erklärenden Geschäftsmodell und einer eigenen Community bei Social Media besonders gute Chancen bei der Crowd haben. Auch nachhaltige Startups haben mit ihrer inhaltlichen Überzeugung einen starken Ansatzpunkt, um die Crowd von sich zu begeistern.

Mythos #2: Mit Crowdinvesting können Startups nur wenig Kapital generieren

Wenn Unternehmen und Crowd gut zusammenpassen, dann ist es auf jeden Fall möglich, per Crowdinvesting einen niedrigen bis mittleren Millionenbetrag einzusammeln wie die Beispiele Vytal, Lemonaid oder Tomorrow zeigen. Im Rahmen der zweiten Crowdinvesting-Kampagne 2021 hat Tomorrow innerhalb von 24 Stunden über acht Millionen Euro eingesammelt. Bis heute hat die Crowd sogar schon mehr als 14 Millionen Euro in das nachhaltige Banking-Startup investiert. Große Tickets sind also möglich, aber das hängt viel von der Plattformwahl und einer guten Kampagnenplanung ab.

Mythos #3: Ein Crowdinvesting bedeutet für Startups einen hohen Aufwand

Gutes Marketing und eine gezielte Kommunikation in Richtung der potenziellen Anleger/innen sind essenziell für den Erfolg des Crowdinvestings. Allerdings liegt dieser Aufwand nicht allein beim Startup: In der Regel arbeiten Crowdinvesting-Plattform und Unternehmen hier Hand in Hand, um einen reibungslosen Ablauf der Kampagne und einen größtmöglichen finanziellen Erfolg zu erreichen. Auf Seiten der Plattform liegt auch das Management der Anleger/innen und je nach Finanzprodukt die Abstimmung mit der Finanzaufsicht.

Ein wichtiger Aspekt für die Startups ist aber die Aktivierung der eigenen Community, die zusätzlich zu den Investor/innen der Plattform in das Unternehmen investieren können und sollen. Der Aufwand dafür zahlt aber auch auf weitere Unternehmensziele ein, denn potenzielle Crowdinvestor/innen sind gleichzeitig potenzielle Kund/innen.

Mythos #4: Wenn per Crowdinvesting nicht genug Geld zusammenkommt, scheitert das Startup öffentlich

Sollte das Startup weniger Kapital einsammeln als im maximalen Zielvolumen angesetzt wurde, bedeutet das nicht gleichzeitig ein Scheitern der Kampagne. Zum einen kann das Startup bereits in der Planungsphase verschiedene Szenarien durchspielen und ein flexibles Finanzierungsmodell entwickeln. Ziel dessen ist, auch mit weniger Kapital sinnvolle Meilensteine zu erreichen und das Unternehmen schrittweise auszubauen.

Zum anderen entstehen während der Kampagne oft wertvolle Kund/innenbindungen, da sich Menschen aktiv mit dem Produkt oder der Dienstleistung auseinandersetzen. Für viele Interessent/innen steht dabei gar nicht die Höhe der eingesammelten Summe im Vordergrund, sondern die Innovation und das Potenzial der Geschäftsidee. Eine Kampagne, die authentisch kommuniziert, eine engagierte Community aufbaut und Markenbekanntheit schafft, kann daher auch bei geringerem Kapitalzufluss als Erfolg gewertet werden.

Mythos #5: Viele Investor/innen bedeutet viele Meinungen, in welche Richtung sich das Startup entwickeln soll

Nicht unbedingt! Beim Crowdinvesting sammeln Startups bilanzielles Fremdkapital ein, das sie aber wie Eigenkapital nutzen können, ohne dafür Stimmrechte abzugeben – wir sprechen hier von Mezzanine-Kapital. Die Crowd hat also per se kein Mitspracherecht, sondern fungiert “nur” als Geldgeber. So können Gründer/innen ihre unternehmerische Unabhängigkeit bewahren. Aber auch dieser Aspekt lässt sich beim Crowdinvesting ganz individuell ausgestalten: Beispielsweise hat Tomorrow extra eine Vertreterin der Crowd mit ins Advisory Board geholt, um der Crowd die Mitsprache doch zu ermöglichen.

Dieser Gastbeitrag ist ursprünglich im Magazin deutsche startups erschienen.

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