„Wir sind die Möglichmacher für die Finanzierung großer Erneuerbare-Energien-Projekte“
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Im ersten Teil des WIWIN-Geschäftsführer-Interviews hat René Theis über die wichtigsten Meilensteine aus dem Jahr 2024 gesprochen. Zentral war dabei zum Beispiel das konstant wachsende Partnermanagement von WIWIN. Doch was bedeutet das nun für die Zukunft des Unternehmens? Und in welchen Bereichen sieht René ein besonders großes Entwicklungspotenzial? Teil zwei des Interviews gibt Aufschluss.
Inzwischen sind die ersten Wochen im neuen Jahr verstrichen. Wie war denn der Jahresstart bei WIWIN?
René Theis: Unser Team ist in das neue Jahr mit voller Power und Engagement gestartet und tatsächlich haben wir schon jetzt ein paar spannende News, über die wir im Bereich Partnermanagement berichten können. Seit Januar haben wir nämlich gleich eine ganze Reihe an neuen Partnerschaften geschlossen. Dazu gehören unsere Zusammenarbeit mit OneCrowd, mit zinsbaustein.de und mit der Stiftung bcause. Ich denke, das sind zum Jahresbeginn gleich eine ganze Reihe guter Neuigkeiten – die aber natürlich nicht von ungefähr kommen.
Kannst du das genauer erläutern?
René Theis: Wenn wir zum Beispiel auf den Bereich Erneuerbare Energien blicken, ist es ganz klar so, dass wir zum einen das Know-how haben, um spezifische Projekte erfolgreich umzusetzen. Zum anderen verfügen wir aber auch über die notwendigen Kontakte, um unsere Pipeline mit hochwertigen Projekten entsprechend gut zu füllen. Beide Faktoren sind sehr am Markt gefragt und dementsprechend werden viele Kooperationsanfragen anderer Plattformen an uns gestellt. Das Schöne ist: Wir bringen zusätzlich die Flexibilität mit, um sogar individuell je nach Anfrage zu schauen, wie wir das für den Partner benötigte Wertpapier strukturieren können.
Das bedeutet, WIWIN tritt hier als eine Art Dienstleister auf, um auch unabhängig von digitalen Wertpapieren Finanzprodukte zu strukturieren, die der jeweilige Partner für seinen Vertrieb benötigt?
René Theis: Korrekt! Das ist ein völlig neues Geschäftsfeld, in dem wir uns gerade positionieren und das uns auch in Zukunft viele Entwicklungsmöglichkeiten bietet. In der Vergangenheit mussten wir EE-Projekte mit hohem Finanzierungsbedarf teilweise ablehnen, weil das als einzelne Plattform in diesem Umfang nicht zu stemmen war. Heute können wir beispielsweise einem Projektentwickler aus der Branche, der sagen wir drei Millionen Euro für die Realisierung eines großen Solarprojekts benötigt, folgendes Angebot machen: Wir strukturieren dafür ein digitales Wertpapier, das wir über WIWIN vertreiben und so 1,5 Millionen Euro über die Crowd einsammeln möchten.
Für die zweite Finanzierungshälfte strukturieren wir für den Projektentwickler zusätzlich ein klassisches Wertpapier und holen dafür die entsprechenden Dienstleister an Bord und stellen die nötigen Lizenzen sicher. Das klassische Wertpapier wird dann über einen Dienstleister vertrieben und wir agieren als Vertriebspartner. Man könnte also sagen, wir sind ein Stück weit die Möglichmacher für die Finanzierung großer EE-Projekte.
Inwiefern wird dieses neue Standbein von WIWIN denn die weitere Entwicklung des Unternehmens beeinflussen?
René Theis: Wie sich die Prioritäten unseres Geschäftsmodells in Zukunft ausgestalten, wird sich denke ich noch zeigen. Das ist natürlich auch immer von den aktuellen Entwicklungen am Markt abhängig. Was sich aber sagen lässt, ist, dass unsere neue Rolle hier als zentraler Ansprechpartner für die Umsetzung großer Projektvolumina mithilfe unterschiedlicher Wertpapiere definitiv etwas Einzigartiges am Markt ist. Hier sehe ich ein großes Potenzial.
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„Unsere neue Rolle als zentraler Ansprechpartner für die Umsetzung großer Projektvolumina mithilfe unterschiedlicher Wertpapiere ist definitiv etwas Einzigartiges am Markt ist. Hier sehe ich ein großes Potenzial.“
– René Theis, Geschäftsführer WIWIN
Wo wir gerade schon beim Blick in die Zukunft sind: Wie wird denn aus deiner Sicht das Thema Künstliche Intelligenz die Arbeit bei WIWIN beeinflussen?
René Theis: Künstliche Intelligenz bietet aus meiner Sicht für WIWIN viele Möglichkeiten, um uns die Arbeit zu erleichtern. Denkbar wäre für uns beispielsweise eine KI-basierte Unterstützung bei der Prüfung von Projekten und Unternehmen. Letztlich geht es hier ja darum, viele Dokumente und Informationen zu sichten und zu strukturieren.
Ich sage aber bewusst, dass es um eine Unterstützung geht. Denn letztlich liegen die Verantwortung und die Entscheidungsgewalt für den Prüfprozess trotzdem bei uns im Team. Unabhängig davon ist KI für uns auch beim Thema Research hilfreich, also, wenn es etwa um die Kundenakquise geht. Mithilfe einer KI kann ich eine bestimmte Branche wesentlich schneller und effizienter durchdringen und so relevante Unternehmen am Markt identifizieren, die auch für uns für eine Zusammenarbeit interessant sind. Übrigens: Im Marketing gehört die Nutzung von KI für uns schon seit geraumer Zeit dazu.
Lass uns bitte noch zu einem anderen Aspekt springen, der aber in der Vergangenheit immer mal wieder für WIWIN relevant war: Welche Rolle spielt das Thema Bürgerbeteiligung für euch im laufenden Jahr?
René Theis: Die direkte Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern am Outcome von Erneuerbare-Energien-Projekten ist auf jeden Fall etwas, an dem wir weiter arbeiten und was wir vorantreiben wollen. Konkret geht es darum, dass wir gemeinsam mit Projektierern und Stadtwerken die lokale Bevölkerung an den vor Ort umgesetzten Wind- und Solarprojekten finanziell beteiligen.
Um das zu ermöglichen, könnten wir beispielsweise perspektivisch einem Stadtwerk die notwendige IT-Infrastruktur anbieten und die Projekte zusätzlich von unserer finanzstarken WIWIN-Crowd unterstützen lassen. Da wir dank der ECSP-Lizenz in einem solchen Fall zudem ohne Haftungsdach agieren können, haben wir die Möglichkeit, alles aus einer Hand anzubieten. Wir können also auch hier vieles möglich machen und flexibel handeln.
Wir haben jetzt bislang die Seite der Emittentinnen und Partnerunternehmen beleuchtet. Welche Themen treiben denn die WIWIN-Crowd besonders um?
René Theis: Aus meiner Sicht haben sich die Themen und Fragen, die unseren Investorinnen und Investoren unter den Nägeln brennen, in den vergangenen Jahren gar nicht so stark verändert. Zentral sind für sie vor allem das Thema Transparenz und eine ausreichende Nachvollziehbarkeit, in welche Projekte und Unternehmen sie genau investieren. Das ist ja ein ganz entscheidender Faktor von Crowdinvesting, dass Privatpersonen eben exakt nachvollziehen können, in welche Projekte ihr Geld fließt und was damit geschieht – anders als beispielsweise bei einem Fonds, der das Kapital auf unzählige Unternehmen aufsplittet.
Diesem Bedürfnis unserer Crowd versuchen wir natürlich bestmöglich nachzukommen und ihnen alle Informationen zur Verfügung zu stellen, die sie für ihre Investmententscheidung benötigen – u.a. mithilfe unseres WIWIN Impact Scorings, das den Faktor Nachhaltigkeit bei jedem Projekt individuell messbar und nachvollziehbar macht.
Zum Abschluss noch eine klassische Frage: Wo siehst du WIWIN in fünf Jahren?
René Theis: Jetzt fühle ich mich direkt wie in einem Bewerbungsgespräch (lacht). Nein, Spaß beiseite – die Frage ist aktuell nämlich gar nicht so einfach zu beantworten, weil es dafür verschiedene Szenarien gibt. Aber wenn ich mir allein die mittelfristige Perspektive ansehe, die uns die BaFin-Regulierung mithilfe der ECSP-Lizenz ermöglicht, dann ist es unser erklärtes Ziel, WIWIN innerhalb der nächsten fünf Jahre zur Crowdinvesting-Plattform Nummer eins für nachhaltige Investments und Erneuerbare-Energien-Projekte im DACH-Raum zu machen. Es bleibt also auf jeden Fall spannend bei uns!