Nachhaltigkeitszertifikate für Immobilien im Vergleich

Wer herausfinden möchte, ob Immobilien gewisse Nachhaltigkeitsstandards erfüllen, steht schnell vor einem Rätsel. Die meisten Zertifikate tragen komplizierte Titel wie DGNB Gold, EH 40 oder QNG. Wir klären auf, was dahintersteckt – damit ihr künftig noch besser vergleichen und gezielt in nachhaltige Immobilienprojekte investieren könnt!
Klimaschädlicher Gebäudesektor
Lange Zeit war Nachhaltigkeit bei Immobilien-Investments nur ein netter Bonus für umweltbewusste Menschen. Heute geht es um deutlich mehr: Nachhaltigkeit ist zu einem der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren überhaupt geworden. Kein Wunder: Dem Umweltbundesamt zufolge sind Gebäude für rund 30 Prozent der CO₂-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Die Politik bemüht sich seit Jahren um einen Wandel – mit Auflagen und positiven Anreizen. Heute erhalten klimafreundliche Projekte günstigere Finanzierungen und höhere Bewertungen.


DGNB-Zertifikate: für stabile Wertanlagen
Die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) ist eine Non-Profit-Organisation und Europas größtes Netzwerk für nachhaltiges Bauen. Sie zertifiziert nachhaltige Gebäude, Quartiere und Innenräume. Dafür untersucht ein Team aus Expert/innen sechs Kategorien, die sich an den EU-weiten Standards für Nachhaltigkeit orientieren – der sogenannten EU-Taxonomie.
DGNB-Kriterien für einen Neubau:
- Ökologische Qualität
- Ökonomische Qualität
- Soziokulturelle und funktionale Qualität
- Technische Qualität
- Prozessqualität
- Standortqualität
Jede Kategorie wird anhand eines Punktesystems bewertet. Der Maßstab richtet sich zum einen nach der Gebäudeart – so wird zum Beispiel zwischen Neubau, Sanierung und Gebäude im Betrieb unterschieden. Zum anderen wird untersucht, wie das Gebäude genutzt wird: etwa als Büro-, Logistik- oder Wohngebäude. Je nach Punktzahl erhält das Projekt am Ende eine von vier möglichen Auszeichnungen: Bronze, Silber, Gold oder Platin.
Das Besondere an der DGNB-Zertifizierung: Es wird der gesamte Lebenszyklus einer Immobilie hinweg betrachtet. Je nach Projekt erstreckt sich dieser Zeitraum von der Bauphase über die Nutzungsdauer bis hin zum Rückbau oder Recycling über mehrere Jahrzehnte.
KfW-Effizienzhaus-Standards: für niedrige Energiekosten
Seit dem Jahr 2021 unterstützt die KfW-Bank, eine der weltweit größten Förderbanken, klimafreundliche Neubauten und energetische Sanierungen im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude, kurz BEG. Dafür hat die Bank gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftsministerium Standards entwickelt. Sie geben an, wie energiesparend ein Haus verglichen mit einem Standard-Referenzhaus nach dem GEG ist.
Die KfW-Effizienzhaus-Standards spiegeln den Energiebedarf eines Hauses wider. EH 40 bedeutet zum Beispiel, dass das Gebäude nur 40 Prozent der Energie eines Standardhauses verbraucht. EH 140 heißt wiederum, dass das Gebäude 140 Prozent, also deutlich mehr Energie benötigt als das Standardhaus – das kann zum Beispiel bei Altbauten der Fall sein. Je niedriger der EH-Wert ist, desto besser. Wer einen Neubau fördern lassen möchte, braucht heutzutage fast immer den Standard EH 40.
QNG-Siegel: der Schlüssel zu staatlichen Fördermitteln
Das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) ist notwendig, um weitere Fördermittel vom Bund zu bekommen. Ohne das Siegel gibt es für Neubauten beispielsweise nur einen Kreditbetrag von bis zu 100.000 Euro pro Wohnung, mit QNG steigt der Betrag auf bis zu 150.000 Euro pro Wohnung. Das Zertifikat wird vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen in zwei Ausprägungen vergeben: QNG-PLUS und QNG-PREMIUM.
Viele erwerben die vorab genannten Zertifikate nur, um am Ende das QNG und entsprechend höhere Fördermittel zu erhalten. Denn: Voraussetzung für das QNG ist ein vom Bund anerkanntes Nachhaltigkeitszertifikat. Das kann zum Beispiel das DGNB-Zertifikat sein: Projekte, die DGNB Silber erreicht haben und alle Anforderungen erfüllen, können QNG-PLUS erwerben. Für QNG-PREMIUM ist mindestens eine DGNB-Gold-Zertifizierung erforderlich. Daneben gibt es noch weitere Zertifizierungen, die Immobilien für das QNG qualifizieren:
- Das Bewertungssystem Nachhaltiger Kleinwohnhausbau (BNK) für Ein- und Zweifamilienhäuser vom Bau-Institut für Ressourceneffizientes und Nachhaltiges Bauen (BiRN)
- Das Zertifikat Nachhaltiger Wohnungsbau (NaWoh) für Wohngebäude vom Verein zur Förderung der Nachhaltigkeit im Wohnungsbau
- Das staatliche Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) für Bundesgebäude
- Das Lebenszyklusorientierte Nachhaltigkeitsbewertungssystem (LNB_QNG) für kleine Wohngebäude vom Sentinel Haus Institut
Nachhaltigkeitszertifikate: So steigern sie den Immobilienwert
Immobilien, die bei Nachhaltigkeitsbewertungen gut abschneiden, erhalten mehr staatliche Förderungen. Dazu zählen beispielsweise zinsgünstige Kredite oder Tilgungszuschüsse. Die Vorteile reichen auch darüber hinaus: Langfristig sind die Betriebskosten in diesen Gebäuden niedriger; es ist unwahrscheinlicher, dass die Gebäude die regulatorischen Anforderungen irgendwann nicht mehr erfüllen; die Vermarktungschancen steigen.
Auch wir bei WIWIN legen großen Wert auf Nachhaltigkeitsstandards, viele unserer Projekte sind bereits zertifiziert. Darüber hinaus haben wir ein eigenes, strenges Bewertungssystem: das WIWIN Impact Scoring. Damit bewerten wir alle Projekte, bevor sie auf unserer Plattform in den Vertrieb gehen, auf einer Skala von 0 bis 100 hinsichtlich ihres ökologischen und sozialen Impacts. Je nach Investment-Art schauen wir uns verschiedene Kriterien an. In der Kategorie Immobilien sind es die folgenden Kriterien:
- Recyclingfähigkeit
- Energieeffizienz
- Energiequelle
- Flächennutzung
- Infrastruktur
- Soziales
Es gibt auch internationale Bewertungssysteme – beispielsweise LEED aus den USA und BREEAM aus England –, die die Nachhaltigkeit von Gebäuden weltweit bewerten. Wie du siehst, ist Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche also längst kein Nischenthema mehr, sondern ein echter Wettbewerbsfaktor. Zertifikate schaffen Transparenz und helfen dir dabei, zukunftsfähige Projekte zu erkennen. Denn von Investitionen in nachhaltige Immobilien profitieren Mensch und Umwelt.
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