„Die großen Finanzinstitute haben Nachhaltigkeit nur zu Marketingzwecken genutzt“

Gunter Greiner ist seit mittlerweile mehr als 20 Jahren im Bereich Green Finance tätig. Im Interview mit dem WIWIN-Magazin spricht der ehemalige Fondsadvisor des dunkelgrünen Fonds “WIWIN just green impact!” darüber, wie es um die grüne Finanzbranche aktuell bestellt ist und was Anleger/innen tun können, um wirklich nachhaltige Finanztitel zu finden.
In den vergangenen Monaten haben etliche angeblich grüne Fonds plötzlich Begriffe wie „Klima“, „ESG“ oder „nachhaltig“ aus ihren Namen gestrichen. Grund sind strengere Leitlinien, die Greenwashing verhindern sollen. Wertest du das als einen positiven Schritt für mehr Transparenz in der Finanzbranche?
Gunter: Jein. Zum einen wurde die strengere Regulierung ja gerade dadurch ausgelöst, weil vor allem die großen Finanzinstitute Nachhaltigkeit vorrangig für Marketingzwecke genutzt haben und die Regulierer Greenwashing unterbinden wollten. Zum anderen trifft es aber nun auch die innovativen kleinen Fondsanbieter, die zwar komplett nachhaltig sind, aber nun trotzdem unter der Regulierung leiden.
Die Aufsichtsbehörden sind aus meiner Sicht komplett über das Ziel hinausgeschossen. Sie haben ein wahres Bürokratiemonster erschaffen, von dem letztendlich nur die Ratingagenturen profitieren, die nun mehr oder weniger das Monopol des Nachhaltigkeitsnachweises haben. Gerade aber diese Ratingagenturen kommen oft zu völlig intransparenten Ergebnissen, über die man oftmals nur den Kopf schütteln kann. Gut gewollt ist eben oft nicht gut gemacht – und so ist es auch diesmal. Mit diesem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein.
Siehst du denn weitere Ansätze in der Finanzbranche, die dir Hoffnung machen?
Gunter: Ich hatte in den vergangenen Jahren schon die Hoffnung, dass das Thema Nachhaltigkeit in der Finanzbranche immer mehr zum Mainstream werden könnte. Denn es ist extrem wichtig, dass möglichst viel Geld in die Nachhaltigkeitswende fließt. Mit dem Rückzug der großen Fondsanbieter steht den Unternehmen, die diese Themen voranbringen, aber perspektivisch weniger Kapital zur Verfügung. Es scheint gerade so, als wird das Thema Nachhaltigkeit in der Finanzbranche wieder mehr zu einem Nischenprodukt und damit zu einem Thema der Spezialisten und Fachleute.
Vielleicht hat es aber auch sein Gutes: Möglicherweise hilft den Anbietern in diesem Segment die aktuelle Zäsur sogar dabei, sich zu erholen und dann mit neuer Kraft und klarem Fokus einen nächsten Anlauf zu starten. Die Nachhaltigkeitswende ist auch in der Finanzwelt alternativlos, denn ohne diese fahren wir bildlich gesprochen gegen die Wand. Auch in einer konservativen Regierung wird diese Erkenntnis reifen und entsprechende Maßnahmen nach sich ziehen.

„Die Nachhaltigkeitswende ist auch in der Finanzwelt alternativlos, denn ohne diese fahren wir bildlich gesprochen gegen die Wand. Auch in einer konservativen Regierung wird diese Erkenntnis reifen und entsprechende Maßnahmen nach sich ziehen.“
– Gunter Greiner
Was können Anlegerinnen und Anleger tun, die ihr Geld wirklich nachhaltig investieren möchten?
Gunter: Investorinnen und Investoren müssen weiter genau hinschauen, wenn sie ihr Geld grün anlegen wollen – das hat sich grundsätzlich nicht verändert. Es gibt beispielsweise verschiedene Tools, die man nutzen kann, um wirklich grüne Fonds zu finden wie beispielsweise Faire Fonds. Hier kann man im Prinzip jeden Fonds eintragen und checken, wie grün das Finanzprodukt wirklich ist. Auch Greenpeace bietet Anlegerinnen und Anlegern Unterstützung dabei, wie sie nachhaltig investieren können. Wer sicher gehen will, kann sich natürlich direkt an Unternehmen wenden, die Nachhaltigkeit in der DNA haben – wie beispielsweise Inyova, Tomorrow oder eben auch WIWIN.
Vielen Dank für das Interview, Gunter!
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