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“Impact Scoring schafft Transparenz in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit oft behauptet, aber selten belegt wird”

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Autor/in:
WIWIN - Nachhaltig investieren
3 Minuten Lesezeit
Patrick Durst, Projektmanager WIWIN

Patrick Durst verantwortet bei uns als Projektmanager das WIWIN Impact Scoring. Bevor ein Projekt bei uns auf die Plattform kommt, muss es diese Nachhaltigkeitsprüfung bestehen. Nur so können wir sicherstellen, dass bei Vorhaben auch wirklich “grün” drin ist, wenn es draufsteht. Für Anleger/innen bietet unser Scoring die Möglichkeit, den Wirkungsgrad eines Vorhabens einzuschätzen. Aber auch für Unternehmen selbst lässt es sich als Benchmark-Tool nutzen. Wir haben Patrick gebeten, uns einen tieferen Einblick in die Vorgehensweisen und Bewertungskriterien des Impact Scorings zu geben.

Patrick, vor rund drei Jahren habt ihr bei WIWIN das Impact Scoring aus der Taufe gehoben. Wie hat sich das Thema Nachhaltigkeit in der Wirtschaft seitdem entwickelt?

Patrick: Das Thema Nachhaltigkeit hat sich in den letzten drei Jahren zu einem der Kernthemen unternehmerischen Handelns entwickelt. Dieser Trend zieht sich durch alle Unternehmensebenen und wird von einem immer intensiver werdenden gesetzlichen Rahmen und höheren Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung gefördert. Mit der Einführung der EU-weiten CSRD-Berichtspflicht und der überarbeiteten Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) wurde Nachhaltigkeit regulatorisch verankert und zur Pflichtaufgabe für Unternehmen. Als Basis dieser Entwicklung, insbesondere der nachhaltigen Dekarbonisierung, steht die Energiewende. Der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix ist deutlich gestiegen, neue Gesetze fördern die Wärmewende.

Für viele Unternehmen ist Nachhaltigkeit in 2025 damit nicht mehr optional, sondern ein zentraler Wettbewerbsfaktor – gerade auch im Hinblick auf ESG-Finanzierung und Kapitalzugang. Impact Investing gewinnt in diesem Zusammenhang stark an Bedeutung: Immer mehr Investorinnen und Investoren richten ihr Kapital gezielt auf Projekte mit messbarer sozialer und ökologischer Wirkung aus.

Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit aktuell für die Verbraucher/innen in Deutschland?

Patrick: Im Jahr 2025 spielt Nachhaltigkeit für Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland weiterhin eine bedeutende Rolle – jedoch unter veränderten Vorzeichen. Die wirtschaftliche Realität dominiert viele Entscheidungen: Besonders bei größeren Anschaffungen achten Konsument/innen zunehmend auf den Preis. Dennoch bleiben gezielte Nachhaltigkeitsvorlieben bestehen, etwa bei Bio- und Fairtrade-Produkten, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt.

Nachhaltigkeit gilt dabei weniger als Zusatz, sondern als Grundanforderung – allerdings in einem preissensiblen Umfeld. Auch im Finanzbereich wächst das Interesse: Immer mehr Menschen investieren bewusst in nachhaltige Unternehmen und erneuerbare Energien, um Wirkung und Rendite zu verbinden. Plattformen mit transparentem Impact Scoring stärken dieses Vertrauen und machen verantwortungsvolles Investieren zunehmend alltagstauglich.

Patrick Durst - Projektmanagement

Das WIWIN Impact Scoring ist aus meiner Sicht so wichtig, weil es den Investorinnen und Investoren eine Transparenz über die tatsächliche Nachhaltigkeitswirkung (Impact) eines Projekts oder Unternehmens verschafft. Es geht hierbei nicht nur darum, ob etwas nach außen „grün“ aussieht, sondern wie groß die messbare positive Wirkung ist.

– Patrick Durst, Projektmanager WIWIN

Warum ist das WIWIN Impact Scoring aus deiner Sicht so wichtig?

Patrick: Das WIWIN Impact Scoring ist aus meiner Sicht so wichtig, weil es den Investorinnen und Investoren eine Transparenz über die tatsächliche Nachhaltigkeitswirkung (Impact) eines Projekts oder Unternehmens verschafft. Es geht hierbei nicht nur darum, ob etwas nach außen „grün“ aussieht, sondern wie groß die messbare positive Wirkung ist.

Wir verfolgen hierbei einen ganzheitlichen Ansatz und haben ein mehrdimensionales Scoring entwickelt, in welches neben ökologischen auch soziale Komponenten einfließen. Hierdurch schaffen wir einen einheitlichen Maßstab, der die verschiedenen Investitionsmöglichkeiten für Anlegerinnen und Anleger vergleichbar macht.
Ein positiver Nebeneffekt ist, dass sich das WIWIN Impact Scoring als Benchmark-Tool unter den Unternehmen etabliert hat. Die Unternehmen vergleichen sich untereinander und fragen: Wo stehen wir in Sachen Impact? Was können wir besser machen? Das fördert Innovation und echten Wandel.

Letztlich ist das Impact Scoring also ein Schutz für Anlegerinnen und Anleger, es stärkt glaubwürdige Unternehmen und hilft dabei, wirklich wirksame Projekte zu erkennen – in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit oft behauptet, aber selten sauber belegt wird.

Wie prüft und bewertet ihr den Impact von Unternehmen und Projekten im Detail?

Patrick: Für die Prüfung und Bewertung von Projekten und Unternehmen haben wir ein eigenes Tool entwickelt. Das Impact Scoring erfolgt anhand mehrerer gewichteter Kategorien und Faktoren. Um hier spezifisch auf die Unternehmensfelder einzugehen, haben wir jeweils eigene Bewertungskriterien für die drei Felder Erneuerbare Energien, Immobilien und Startups festgelegt. Diese Kriterien sind, wo immer es möglich ist, anhand von quantifizierbaren Werten definiert.

Konkret wurden beispielsweise bei AREAM – einem Projektentwickler aus der Kategorie Erneuerbare Energien – die lokalen Umweltauswirkungen der genutzten Flächen und die Wirkung auf die Energiewende beurteilt. AREAM konnte damit überzeugen, dass zukünftig mehrere Agri-Photovoltaik-Projekte – also gleichzeitig für Landwirtschaft und Solarstromproduktion genutzte Flächen – umgesetzt werden sollen. Zudem prüfen wir, welchen Beitrag das Vorhaben zur Energiewende leistet. Bei AREAM wird durch die neuen Projekte ein zusätzlicher Impact geschaffen. Im Gegensatz hierzu würde ein Projekt, welches eine reine Refinanzierung für ein bestehendes Projekt ist, schlechter abschneiden. Außerdem fließt der Unternehmenszweck in unser Scoring ein. Auch hier konnte AREAM punkten, denn der Unternehmenszweck besteht zu 100% darin, die Energiewende voranzutreiben.

Welche Dokumente und Informationen müssen Unternehmen für die Ermittlung des WIWIN Impact Scores denn einreichen?

Patrick: Die Datengrundlage unterscheidet sich je nach Unternehmensfeld. Für eine Beurteilung im Bereich der Erneuerbaren Energien benötigen wir unter anderem technische Daten und Anlagenblätter zu den geplanten Projekten. Außerdem Angaben zum Standort und eine Liste an Flurstücken, um die aktuelle Art der Flächennutzung feststellen zu können.

Bei Immobilien stehen die Baubeschreibung und energetische Berechnungen im Vordergrund. Außerdem kommt hier noch eine interne Recherche dazu, um den sozialen Beitrag zum Wohnraum beurteilen zu können. In der Bewertung von Unternehmen fordern wir unter anderem ihren Nachhaltigkeitsbericht oder gezielt Informationen zu Produkten an, um deren Beitrag zu Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft beurteilen zu können. Bei Bedarf müssen Unternehmen ihre Bemühungen auch belegen. Geben Unternehmen beispielsweise an, ihre CO2-Emissionen zu kompensieren, so müssen sie uns auch die entsprechenden Nachweise hierfür liefern.

Welchen Impact Score muss ein Unternehmen oder ein Projekt mindestens erreichen, damit es für WIWIN überhaupt in Frage kommt?

Patrick: Der Mindestscore beträgt 70 Punkte. Man muss aber ganz klar sagen, dass alle Projekte, die wir seit unserer Gründung im Jahr 2016 auf der Plattform hatten, weitaus höhere Scores vorweisen. Ein Indiz dafür, dass wir bei der Projektauswahl wirklich ganz genau hinschauen.

Was wäre von eurer Seite ein Dealbreaker?

Patrick: Ein klassischer Dealbreaker ist für uns ein Projekt oder Unternehmen, das nicht hält, was es verspricht – auf der einen Seite Nachhaltigkeit nach außen kommuniziert, aber sie nicht ansatzweise lebt und weder im Geschäftsalltag noch beim Produkt selbst verankert hat. Ein weiteres Ausschlusskriterium ist eine zu geringe ökologische oder soziale Wirkung oder ein nicht ausreichender Impact Score. Ebenso schließen wir Projekte aus, bei denen es an Transparenz fehlt.

Ich selbst hatte bisher noch keinen klassischen Dealbreaker auf meinem Tisch. Das liegt aber vor allem an meiner Position im Unternehmen. Da ich für die abschließende Projektprüfung zuständig bin, schaue ich mir nur vorausgewählte Unternehmen an. Meine Kolleg/innen bekamen aber vor zwei Jahren beispielsweise eine Anfrage von einem Unternehmen, das konventionelle Schweinemast, sprich Massentierhaltung, betreibt und eine Finanzierung für die geplante Photovoltaik-Aufdachanlage der Stallanlagen sucht. Das haben wir abgelehnt, da es nicht unsere Anforderungen an Nachhaltigkeit erfüllt.

Das WIWIN Impact Scoring soll in Zukunft noch weiterentwickelt werden – auch dank des Zusammenschlusses von WIWIN und zinsbaustein.de. Wo siehst du noch Potenziale?

Patrick: Wie am Anfang beschrieben, hat sich das Thema Nachhaltigkeit seit der Einführung des Impact Scorings vor drei Jahren weiterentwickelt. Aktivitäten und Bemühungen, welche vor drei Jahren noch als innovativ und besonders nachhaltig galten, werden mit der Zeit zum Standard. Außerdem erleben wir den Einfluss neuer Technologien. So wird in naher Zukunft das erste Crowdinvesting für grünen Wasserstoff auf unserer Plattform veröffentlicht. Unser bisheriges Scoring im Bereich Erneuerbare Energien hätte dieses Projekt gar nicht darstellen können. Deswegen müssen wir unser Impact Scoring stetig anpassen.

Vielen Dank für deine Zeit, Patrick!

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