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Flächensicherung, Genehmigungen, Projektentwicklung: So entsteht ein Windpark in Deutschland.

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WIWIN - Nachhaltig investieren
6 Minuten Lesezeit

Windräder sind als energieeffiziente und umweltschonende Energiequelle ein wichtiges Puzzleteil für die Nachhaltigkeitswende. Doch bis ein Windrad oder sogar ein ganzer Windpark steht, vergehen mitunter einige Jahre. Jörn Parplies ist Leiter der Projektentwicklung bei der wiwi consult GmbH & Co. KG und kennt sich bestens darin aus, Windparks vollumfänglich zu planen. Wir haben mit ihm über seinen Werdegang, die Herausforderungen beim Windkraftausbau sowie die kleinen, aber entscheidenden Details in der Projektplanung gesprochen. Wie lange es dauert, bis ein Windrad in Betrieb geht, wie die Ideen für einen Windpark überhaupt entstehen und was ein BImSchG-Antrag ist, erfährst du in diesem Blogbeitrag.

Handfeste Ergebnisse: Der Weg zur wiwi consult

Bevor Jörn Parplies Erneuerbare-Energie-Projekten geplant hat, war er mehrere Jahre in der Klimaforschung tätig. Im Forschungszentrum Jülich erforschte er Klimaveränderungen in der Vergangenheit mittels isotopengeochemischer Methoden. Anhand des Verhältnisses von schweren zu leichten Varianten eines Elements kann man Rückschlüsse auf die Umweltbedingungen zum Zeitraum der Entstehung ziehen. Die viele Laborarbeit und der tiefe Blick in kleine Details, waren laut eigener Aussage eher theoretisch und teilweise trocken: „Ich wollte in ein praxisnäheres Umfeld und handfeste Ergebnisse meiner Arbeit sehen“, erklärt er den Grund für seinen Wechsel in die Projektentwicklung von Windenergievorhaben. Mit juwi fand Jörn dann schließlich ein Unternehmen, welches seinen ethisch-moralischen Vorstellungen entsprach. Sieben Jahre lang war er dort im Site Assessment, also der Standortanalyse tätig, bevor sich 2016 zusammen mit weiteren Kollegen eine günstigste Chance ergab: „Wir haben die Gunst der Stunde genutzt, etwas Neues aufzubauen und mit Unterstützung von Matthias Willenbacher die wiwi consult gegründet“, erzählt er.

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„Es ist vorteilhaft, wenn Windenergieanlagen auf kommunalen Flächen geplant werden können, denn dann profitiert die Allgemeinheit und die lokale Bevölkerung von den Pachteinnahmen.“

– Dr. Jörn Parplies, Leiter Projektentwicklung Wind & Prokurist, wiwi consult GmbH & Co. KG

Von der Idee zur Genehmigung: Die Projektentwicklung eines Windparks

Die wiwi consult konzentriert sich bei der Flächensuche auf den Kernmarkt Rheinland-Pfalz. Dabei eignet sich allerdings nicht jede Fläche für die Errichtung von Windenergieanlagen. Viele Restriktionen sind zu berücksichtigen, die eine Planung nicht zulassen, z.B. Siedlungsabstände oder besondere Naturschutzgebiete, die Tabuzonen darstellen. Sind Flächenpotenziale identifiziert, ist das Team der Projektakquise am Zug. Dies stellt häufig bereits eine entscheidende Herausforderung dar, denn geeignete Windenergieflächen sind begehrt: „Wenn es sich um ein ausgewiesenes Windgebiet handelt, kann man davon ausgehen, dass mehrere Projektentwickler dort aktiv sind und versuchen, Verträge mit den Eigentümern der Flächen zu schließen“, erklärt Jörn den frühen Flächenwettbewerb. Im Idealfall sucht wiwi consult nach Flächen, die sich im Besitz einer Gemeinde befinden. „Es ist vorteilhaft, wenn Windenergieanlagen auf kommunalen Flächen geplant werden können, denn dann profitiert die Allgemeinheit und die lokale Bevölkerung von den Pachteinnahmen. Dies ist allerdings nicht immer der Fall“, so Jörn. Alternativ werden die Verträge dann mit Privatpersonen geschlossen.

Liegt ein rechtskräftiger Flächennutzungsplan mit ausgewiesenen Sondergebieten für die Windkraft vor, so herrscht auf der jeweiligen Fläche Planungsrecht, das den Bau der Windkraftanlagen auf der genannten Fläche rechtlich ermöglicht. Ein solches finales Planungsrecht ist üblicherweise die Voraussetzung für einen BImSchG-Antrag. BImSchG steht hierbei für das Bundes-Immissionsschutzgesetz, da für Windräder ein anderes Recht und somit Genehmigungsverfahren als beispielsweise für ein Wohn- oder Bürohaus gilt. So sollen u.a. Anwohner/innen vor Beeinträchtigung durch die Windräder geschützt werden. Der dafür vorgesehene Antrag umfasst eine Vielzahl von Formularen und Gutachten, wie Jörn erzählt: „Für den BImSchG-Antrag muss Vieles vorbereitet werden. Dazu zählen neben einer technischen Planung auch externe Studien, beispielsweise zum Naturschutz.“

Neben den Studien zum Naturschutz kommen jedoch noch weitere Gutachten etwa zum Immissionsschutz, zu Windturbulenzen oder der Standsicherheit hinzu. In einigen Fällen müssen zudem noch standortspezifische Gutachten erstellt werden, wenn etwa bestimmte geografische oder naturschutzrelevante Besonderheiten für einen Standort beachtet werden müssen. All dies braucht seine Zeit, sodass ein Genehmigungsantrag erst etwa anderthalb Jahre nach Beginn der ersten Studien zusammengestellt werden kann. Insgesamt ergeben die Antragsunterlagen in der Regel mindestens vier volle Aktenordner.

Zukünftig soll dieser Prozess durch Gesetzesänderungen, Digitalisierung und neue Zuständigkeiten der Genehmigungsbehörden in Rheinland-Pfalz beschleunigt werden. Noch bleibt jedoch abzuwarten, wann mit spürbaren Verkürzungen zu rechnen ist.

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Die Genehmigung steht. Was folgt nun?

Nachdem die Genehmigung durch die zuständige Behörde erteilt wurde, kann von externer Seite noch gegen diese vorgegangen werden. Ziel der Projektentwickler der wiwi consult ist deshalb eine sogenannte bestandskräftige Genehmigung, gegen die kein Widerspruch und keine Klage mehr eingereicht werden können. Liegt diese vor, kümmert sich das Team im nächsten Schritt um einen Stromtarif, der den letztendlichen Strompreis je KWh definiert. Diesen vergibt die Bundesnetzagentur, welche jährlich insgesamt vier Ausschreibungsrunden für den Bereich Onshore-Windenergie, also Windkraft auf dem Festland, ausruft. Die jeweiligen Windpark-Betreiber bewerben sich mit einem zuvor festgelegten Strompreisangebot auf einen entsprechenden Tarif. Die Betreiber mit den niedrigsten Gebotspreisen erhalten durch die Bundesnetzagentur einen Zuschlag mit eben diesem Tarif für insgesamt zwanzig Jahre. Sollte man den Windpark auch darüber hinaus betreiben wollen, muss sich der Betreiber einen alternativen Weg für die Stromvermarktung suchen, etwa über die Strombörse.

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Hier muss das Team also im Vorhinein gut überlegen, welcher Strompreis geboten werden soll, um im Wettbewerb eine Chance auf den Zuschlag zu haben. Ist das Angebot jedoch erfolgreich und der Tarifzuschlag gesichert, kann anschließend die nächste Phase der Projektentwicklung bzw. Projektumsetzung gestartet werden, nämlich die Finanzierung. Neben geeigneten Banken, die das notwendige Fremdkapital für den Bau des Windparks zur Verfügung stellen, sucht das Team parallel nach Investor/innen, die den Windpark langfristig betreiben wollen und das hierfür notwendige Eigenkapital einbringen. Vor einer Investitionsentscheidung, bei der es um viele Millionen Euro geht, prüfen die Investor/innen in der sogenannten Due Diligence das Projekt in allen notwendigen Details, was bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen kann.

Steht neben der Genehmigung auch die Finanzierung, beginnt schließlich die Bauphase. Da der gesamte Prozess bis zum Bau einige Jahre dauert, bemüht sich das Team, den Genehmigungsantrag bereits auf den jeweils neuesten Windradtypen auszustellen, welcher oft noch gar nicht in Serie produziert wird. So kann auch nach der Planungsphase davon ausgegangen werden, dass man einen Windpark mit den neuesten Anlagen errichtet.

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Verantwortung, Hindernisse & Risiken

Mit dem Bau des Windparks erreicht das Projekt schließlich seine finale Phase. Sobald die Infrastruktur errichtet ist und die Anlagen stehen, kann Strom erzeugt werden. Allerdings ist zur Einspeisung in das Stromnetz vor allem bei größeren Projekten häufig die zusätzliche Errichtung eines Umspannwerks notwendig, das wiederum separat genehmigt werden muss. Die Lieferung der für die Umspannwerke benötigten Transformatoren kann gut und gerne bis zu drei Jahre in Anspruch nehmen. Auch deshalb ist eine frühzeitige Planung solcher Zusatzelemente wichtig.

Aus Jörns Sicht sind es verschiedene Aspekte in den verschiedenen Projektphasen, welche die Projektentwicklung teilweise sehr aufwendig machen können. Neben dem anfänglichen Flächenwettbewerb, den mitunter schleppend arbeitenden Behörden sowie möglichen Lieferengpässen sind vor allem der Natur- und Artenschutz wichtige Faktoren. Mittlerweile ist es zwar selten, dass bestimmte Arten ein komplettes Projekt scheitern lassen können, jedoch müssen immer wieder Einschränkungen in Kauf genommen werden. So können mitunter temporäre Abschaltungen der Anlagen angeordnet werden, beispielsweise zum Schutz von bestimmten Vogel- oder Fledermausarten.

Ein immer größerer Faktor, der Projekte einschränken kann, ist die Erschließbarkeit der Flächen. Dadurch, dass die Windenergieanlagen immer leistungsstärker, vor allem aber die Rotoren und Türme auch immer größer werden, ist es eine enorme Herausforderung, eben jene Anlagen erfolgreich zu transportieren. „Zu enge Kurven, zu steile Ortsdurchfahrten, fehlende Autobahnabfahrten: All das kann dazu führen, dass wir selbst mit den neuesten Technologien nicht in der Lage sind, die modernste und größte Klasse von Windenergieanlagen an die vorgesehenen Standorte zu bringen“, erzählt Jörn.

All diese Aspekte machen die Projektentwicklung von Windparks zu einer langwierigen, aufwendigen und unsicheren Angelegenheit. Von der Planung über die Genehmigung bis zum Bau vergehen nicht nur bis zu fünf Jahre, die Projektentwickler der wiwi consult sehen sich in dieser Zeit zudem mit verschiedenen Hindernissen konfrontiert. Und dennoch können Jörn und sein Team eine sehr erfolgreiche Bilanz vorweisen. Die enorm hohe Realisierungsrate der Projekte spiegelt sich in den seit 2016 über 50 errichteten Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 200 MW wider. Diese Quote beizubehalten und weiterhin zu steigern, wird auch in Zukunft der Anspruch der wiwi consult sein, um auf diese Weise die Nachhaltigkeitswende entschieden voranzubringen.

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