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Strompreisgestaltung in Deutschland: Merit Order-Prinzip, CO2-Zertifikate und erneuerbare Energien

Autor/in:
WIWIN - nachhaltig investieren
8 Minuten Lesezeit
Stromtrasse

Strom ist ein wesentlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens. Egal ob wir kochen, unsere elektrischen Geräte aufladen, das Licht einschalten oder unsere Lieblingsserie streamen möchten, wir sind darauf angewiesen, dass elektrischer Strom zuverlässig und erschwinglich verfügbar ist. Doch wie funktioniert der Strommarkt und wie wird der Strompreis festgelegt? In diesem Blogbeitrag möchten wir uns mit einigen wichtigen Begriffen wie der Strombörse, dem Merit Order-Prinzip, CO2-Zertifikaten auseinandersetzen und uns anschauen, welche Bedeutung der Ausbau erneuerbarer Energien für die Bildung des Strompreises hat.

 

Inhalt

  1. Wie entsteht eigentlich unser Strompreis?
  2. Auswirkung des Ausbaus erneuerbarer Energien auf den Strompreis
  3. Wie wir unsere Stromkosten senken können

Wie entsteht eigentlich unser Strompreis?

Der Strompreis ist ein wichtiges Thema, das die Menschen in Deutschland zunehmend beschäftigt. In den letzten Jahren ist der Preis für Strom stetig gestiegen, was viele Haushalte finanziell belastet. Doch warum ist der Strompreis so hoch und was sind die Faktoren, die ihn beeinflussen?

Die Strombörse

Eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Strompreise spielt die Strombörse. Die European Energy Exchange in Leipzig ist die größte Strombörse in Europa.
Sie ist ein Handelsplatz, an dem Stromerzeuger und Stromhändler ihre Energie verkaufen und kaufen können. Hier treffen Angebot und Nachfrage aufeinander und der Strompreis wird durch das sogenannte Merit Order-Prinzip bestimmt. Auch CO2-Zertifikate für Energieversorger werden hier verkauft.

Das Merit Order-Prinzip

Das Merit Order-Prinzip, zu Deutsch: Einsatzreihenfolge der Kraftwerke, ist ein Konzept, das den Strompreis auf dem Energiemarkt maßgeblich beeinflusst. Es basiert auf der Idee, dass die günstigsten Energiequellen zuerst genutzt werden sollen, um damit die Kosten für die Stromproduktion möglichst niedrig zu halten.
Die Strompreise an der Strombörse werden durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bestimmt. Das Merit Order-Prinzip legt dabei die Reihenfolge fest, in der die verschiedenen Energiequellen zum Einsatz kommen. Zuerst werden die kostengünstigsten Energiequellen wie zum Beispiel Wind- und Solarenergie genutzt. Diese erneuerbaren Energien haben keine Brennstoffkosten und produzieren somit den günstigsten Strom.

Erst wenn die erneuerbaren Energien nicht ausreichen, um den Strombedarf zu decken, kommen die teureren konventionellen Energiequellen wie zum Beispiel Kohle- oder Gaskraftwerke zum Einsatz. Diese konventionellen Energien verursachen höhere Kosten, da sie Brennstoffe benötigen, die nicht frei verfügbar sind. Zudem müssen häufig CO2-Zertifkate erworben werden, um die Emissionen auszugleichen. Dazu mehr im nächsten Kapitel.

Das Merit Order-Prinzip trägt somit zur Reduzierung der CO2-Emissionen bei, da es den Einsatz von erneuerbaren Energien mit ihren niedrigen Grenzkosten bevorzugt. Durch den verstärkten Einsatz von Wind- und Solarenergie wird der Anteil an klimafreundlicher Stromerzeugung erhöht und somit der Ausstoß von Treibhausgasen verringert.

Das Merit Order-Prinzip fördert den Einsatz erneuerbarer Energien. Es stellt sicher, dass die günstigsten Energiequellen zuerst genutzt werden und trägt somit zur Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit der Stromerzeugung bei.

Der Preis, den wir aber zum Beispiel als Endverbraucher/innen zahlen, ist der Preis des sogenannten Grenzkraftwerks. Das ist das Kraftwerk – egal ob Windpark, Kohle- oder Gaskraftwerk – das gerade so noch benötigt wird, um unseren Strombedarf zu decken. Auch wenn das Merit Order-Prinzip also dafür sorgt, dass wir zunächst den günstigeren Strom aus erneuerbaren Energien beziehen, zahlen wir meistens den Preis, der für Strom aus Gas anfällt. Gerade Gaskraftwerke werden aufgrund ihrer flexiblen Steuerbarkeit genutzt, um Versorgungslücken der volatilen EE-Stromproduktion auszugleichen.

So funktioniert das Merit Order-Prinzip - so entsteht unser Strompreis

CO2-Zertifikate und ihr Einfluss auf den Strompreis

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die CO2-Zertifikate. Diese Zertifikate sind ein Instrument, um den Ausstoß von Treibhausgasen über einen Marktmechanismus zu regulieren. Für die Energieerzeugung mit fossilen Brennstoffen, müssen CO2-Zertifkate erworben werden.

Durch den Handel mit diesen Zertifikaten entsteht ein marktbasierter Anreiz, die eigenen Emissionen zu senken. Unternehmen, die ihre Emissionen reduzieren, können ihre überschüssigen Zertifikate verkaufen. Unternehmen, die ihre Emissionsgrenzen überschreiten, müssen hingegen zusätzliche Zertifikate kaufen. Dieser Mechanismus fördert neben der generellen Vermeidung von Emissionen auch den Einsatz von erneuerbaren Energien, da sie keine CO2-Emissionen verursachen und somit keine Zertifikate erworben werden müssen.

Die CO2-Zertifikate werden ebenfalls an der Strombörse gehandelt. Je höher die Nachfrage nach Zertifikaten ist, desto teurer werden sie. Das wiederum beeinflusst den Strompreis. Wenn die Preise für CO2-Zertifikate steigen, steigen auch die Kosten für die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen. Diese Kosten werden dann an den Verbraucher weitergegeben, was zu höheren Strompreisen führt.

Auswirkung des Ausbaus erneuerbarer Energien auf den Strompreis

Erneuerbare Energien sind heute mehr denn je ein wichtiges Thema. Nicht nur, weil sie eine nachhaltige Alternative zu fossilen Brennstoffen bieten, sondern auch, weil sie dazu beitragen können, den Strompreis zu senken.

Durch den vermehrten Einsatz erneuerbarer Energien kommt es zu einer Veränderung des Strommarktes. Da erneuerbare Energien, wie beispielsweise Wind- und Solarenergie, von Natur aus schwankend sind, kann es zu einer erhöhten Volatilität der Strompreise kommen. Wenn viel Strom aus erneuerbaren Energien verfügbar ist, können die Preise sinken, während sie bei geringem Angebot steigen. Dadurch, dass wir als Verbraucher/innen zeigen, dass wir den Einsatz erneuerbarer Energien weiter unterstützen, können wir politische Entscheidungsträger/innen und Unternehmen auffordern, eine nachhaltige Energiezukunft zu gestalten und dadurch aber auch gleichzeitig von sinkenden Strompreisen zu profitieren.

Warum fallen die Strompreise aktuell nicht, obwohl wir erneuerbare Energien ausbauen?

Erneuerbare Energien können aktuell nur rund 50 Prozent des deutschen Strombedarfs decken. Sie werden zunächst in das Stromnetz eingespeist. Für die übrigen 50 Prozent unseres Strombedarfs müssen wir jedoch auf andere Formen der Energiegewinnung zurückgreifen. Entsprechend des Merit Order-Prinzips zahlen wir also dennoch den Preis für Strom aus teuren Energiequellen, wie zum Beispiel aus Kohle- und Gaskraftwerken.

Der Einfluss des Weltmarkts

Auch wenn der Anteil von erneuerbaren Energien am deutschen Energiemix stetig steigt, sind wir weiter auf die fossilen Brennstoffe wie Gas oder Kohle angewiesen. Die weltweite Nachfrage für diese Rohstoffe ist jedoch hoch, denn andere Länder setzen noch immer stark auf fossile Brennstoffe. Auch der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende Gasknappheit, hat zum Preisanstieg der Rohstoffe geführt.

Entsprechend ist und bleibt auch unser Strompreis hier in Deutschland hoch. Denn: Solange das Grenzkraftwerk weiterhin auf die fossilen Ressourcen angewiesen ist, beeinflusst die Ressourcenknappheit auch den Strompreis für unseren Strom aus erneuerbaren Energien.

Wie wir unsere Stromkosten senken können

Der einfachste Weg, im Haushalt weniger für Strom zu zahlen, ist weniger zu verbrauchen. Das klingt banal, aber mit einfachen Energiesparkniffs, wie dem Ausstecken von Geräten, statt sie im Standby-Modus ruhen zu lassen, dem Ausschalten des Lichts , wenn du einen Raum verlässt, oder auch dem richtigen Befüllen von Spül- oder Waschmaschine, kannst du in Summe überraschend viel Energie sparen.
Wenn du die Möglichkeiten hast, dir eine eigene Solaranlage auf dem Hausdach zu installieren, dann kannst du damit nicht nur deine eigenen Stromkosten stark reduzieren, sondern zu Spitzenzeiten auch in das Netz einspeisen. Dadurch wird weniger Strom aus fossilen Energieträgen benötigt. Wenn du keine Möglichkeit für eine große PV-Anlage hast, kann dir auch ein Balkonkraftwerk helfen , deine Energiekosten zumindest etwas zu senken.
Klar ist jedoch, dass der Stromverbrauch von Privathaushalten gerade einmal ein Viertel des deutschen Endenergieverbrauchs ausmacht. Die zuvor angesprochenen Tipps helfen daher nur sehr bedingt dabei, den Strombedarf deutschlandweit zu senken. Hier sind regulatorische Maßnahmen sowie eine Umrüstung der Industrie auf Erneuerbare Energien und ressourceneffiziente Produktion gefordert.

Wenn auch du in erneuerbare Energien investierst, können wir den Ausbau gemeinsam vorantreiben. Wahr ist aber dennoch: Auch das schaffen wir nicht allein. Hier ist es ebenfalls wichtig, dass die Rahmenbedingungen stetig weiter verbessert werden und Hürden aus dem Weg geschafft werden. Was das bedeutet, haben wir uns hier angeschaut:

Wie senken wir die Energiekosten dauerhaft?

Die Energiekrise ist hart. Damit das in Zukunft besser wird, müssen jetzt alle Weichen Richtung Zukunftsfähigkeit unserer Energieversorgung gestellt werden. Denn die Klimakrise wartet nicht. Zudem benötigen Haushalte und Wirtschaft eine preisstabile und verlässliche Energieversorgung.

Langfristig Energiekosten senken
Windanleihe Sickinger Höhe (Quelle: Nordex)

Investiere jetzt in Erneuerbare Energien

Nach ihrer Fertigstellung im vierten Quartal 2024 wird die durch dieses Crowdinvesting mitfinanzierte Windkraftanlage einen durchschnittlichen Jahresenergieertrag von rund 11.280.000 Kilowattstunden (kWh) produzieren. Diese Strommenge reicht aus, um ca. 4.500 Privathaushalte pro Jahr mit klimafreundlichem Windstrom zu versorgen und rund 7.350 Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen.

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