“Crowdinvesting ermöglicht Privatpersonen, sich direkt an der Energiewende zu beteiligen”
Der Ausbau der Photovoltaik spielt für Deutschland eine Schlüsselrolle: zum Erhalt niedriger Strompreise und für das Erreichen der Klimaziele. Doch wie wirken sich Fachkräftemangel und Engpässe bei der Produktverfügbarkeit auf den Solarmarkt aus? Wie soll der von der Bundesregierung geplante Zubau erreicht werden? Und welche Chancen halten Investitionen in Solarprojekte für Privatpersonen bereit? Diese und weitere Fragen beantwortet WIWIN-Gründer Matthias Willenbacher.
Wie ist die Situation am Solarmarkt aktuell?
Matthias Willenbacher: Die Nachfrage ist momentan sehr hoch und viele Kundinnen und Kunden müssen relativ lange auf ihre Photovoltaikanlage warten. Das ist das direkte Ergebnis einer verfehlten Politik im vergangenen Jahrzehnt. Die Bundesregierung hat 2012 quasi den Ausstieg aus der Solarenergie beschlossen, indem sie von heute auf morgen die Förderungen so massiv gesenkt hat, dass sich die meisten geplanten Solarprojekte schlichtweg nicht mehr gelohnt hätten. Das hat den Markt zum Erliegen gebracht und rund 100.000 Jobs alleine in Deutschland gekostet. Jetzt springt der Markt aufgrund immer weiter steigender Strompreise wieder stark an, aber es gibt die Strukturen und das Personal überhaupt nicht mehr, um die große Nachfrage schnell zu bedienen.
„Die Atomlobby leistet wieder einmal ganze Arbeit und hat es geschafft, dass jetzt über diesen Schwachsinn diskutiert wird – obwohl der Effekt minimal und für eine sichere Stromversorgung in Deutschland nicht notwendig ist.“
Matthias Willenbacher, WIWIN-Gründer
Warum ist die Bundesregierung damals diesen Schritt gegangen?
Es hatte fast den Anschein, als wollte sich Deutschland abhängig machen – von Kohle, billigem Öl aus dem Mittleren Osten und Gas aus Russland. Der damalige Wirtschaftsminister Peter Altmaier hatte vorgerechnet, dass uns die Energiewende 1.000 Milliarden Euro kosten würde. Nur hat er dabei bewusst die einmaligen Investitionen mit laufenden Kosten „verwechselt“, um den Ausstieg aus der Solarenergie zu rechtfertigen. Die Bundesregierung hat somit den Markt damals den Anbietern aus Asien überlassen – und hat stattdessen lieber auf fossile Energieträger gesetzt.
Die Bundesregierung will für eine Klimaneutralität bis 2045 jetzt doch pro Jahr 20 Gigawatt (GW) Photovoltaik zubauen. Zum Vergleich: 2021 lag der Zubau bei etwas mehr als 5 GW. Wie sollen wir das schaffen?
Aus meiner Sicht ist es nicht unmöglich, dass wir diese Zubauzahlen im Solarbereich erreichen. Aber wir müssen zusehen, dass wir die Produktionskapazitäten in Deutschland schnellstmöglich wieder aufbauen – leider auch mit direkten Fördergeldern. Außerdem müssen wir Handwerker wieder reaktivieren und sofort ein Ausbildungsprogramm starten. Das wird nicht von heute auf morgen gehen, sondern ein paar Jahre dauern. Deshalb müssen wir das jetzt endlich konsequent angehen und die bestehenden Probleme so schnell wie möglich lösen.
Wie sehr ärgert es Dich, dass in Deutschland vor diesem Hintergrund trotzdem weiter über Atomkraft gesprochen wird?
Die Atomlobby leistet wieder einmal ganze Arbeit und hat es geschafft, dass jetzt nur über eine sterbende Branche diskutiert wird – obwohl der Effekt minimal ist, da Atom aktuell nur mit sechs Prozent zum Strommix beiträgt und nur mit einem Prozent zur Primärenergie. Robert Habeck hätte die Möglichkeit, den Fokus mehr auf den Ausbau von Wind- und Solarparks zu lenken. In einer Versorgungskrise sollte es möglich sein, einfach jedes alte Windrad und jeden Solarpark ohne weitere langwierige Genehmigung ersetzen zu dürfen – das sogenannte Repowering. Damit könnten Ertragssteigerungen im Durchschnitt um den Faktor fünf erreicht werden. Das genehmigungsfreie Bauen würde sehr viel Zeit sparen. Im Solarbereich könnten signifikant schon im nächsten Jahr Kapazitäten aufgebaut werden. Wenn man alle alten Solarparks durch neue Anlagen ersetzen würde, könnte man alleine mit diesen Anlagen doppelt so viel Strom produzieren, wie die drei Atomkraftwerke. Bei einem aktuellen Beispiel eines Planers soll eine alte ca. ein Megawatt große Anlage durch eine neue Anlage mit acht Megawatt ersetzt werden – das wäre eine Steigerung um den Faktor 8 und schon in wenigen Monaten umsetzbar.
Wie sieht aktuell die planerische Realität für Projektentwickler, Solarprojekte in Deutschland umzusetzen, aus?
Es gibt schon einige Hürden für Projektentwickler, besonders in Bezug auf die Bürokratie – da hat sich in den vergangenen Monaten auch wenig geändert. Es wurden zwar einige Sachen angepasst, aber das kommt nur langsam in den Behörden an. Die Genehmigungen dauern beispielsweise immer noch viel zu lang. Was sich aber verändert hat, ist die Denkweise der Kommunen. Sie erkennen immer mehr, dass sie etwas für die Energiewende tun müssen. Sie wollen weniger abhängig sein und auch dafür sorgen, dass die Energiepreise so niedrig wie möglich bleiben. Die Haltung der Kommunen, von Bürgerinnen und Bürger gegenüber neuen Solarparks hat sich darum im Laufe des Jahres sehr positiv entwickelt.
Warum lohnt es sich für die Projektierer, zumindest einen Teil der Finanzierung eines solchen Solarparks über ein Crowdinvesting einzusammeln?
Projektinhaber brauchen eine bestimmte Höhe an Eigenkapital, das sie in neue Projekte einbringen müssen – beispielsweise zwanzig Prozent. Der Rest kommt in der Regel über eine Bankfinanzierung. Über WIWIN sammeln die Projektierer mezzanines Kapital ein, das in den Projekten wie Eigenkapital eingesetzt werden kann. Dadurch wird ihr Eigenkapital wieder frei, das dann in neue Projekte fließen kann. Durch Crowdinvesting wird das Kapital zudem quasi demokratisiert. Das bedeutet, dass viele Privatpersonen die Möglichkeit haben, sich direkt an Solarprojekten und damit an der Energiewende zu beteiligen.
Und warum ergibt ein privates Investment in Solarprojekte – beispielweise über WIWIN – aus Deiner Sicht für die Anlegerinnen und Anleger Sinn?
Das ist aus mehreren Gründen sehr sinnvoll: Erstens müssen wir etwas gegen die immer weiter steigenden Strompreise tun und dafür muss so viel Kapital wie möglich in Erneuerbare-Energien-Projekte fließen. Denn die Erneuerbaren erzeugen im Vergleich zu fossilen Energieträgern viel günstiger Energie. Zweitens machen sie uns unabhängiger von Energielieferungen, beispielsweise aus Russland oder aus dem Mittleren Osten. Und zum Dritten ist der Kapitalrückfluss bei diesen Projekten durch die Einspeisevergütung gut definiert; auch Kosten für Wartung und Instandhaltung der Anlagen sind im Verhältnis zum Investment gering. Das macht solche Projekte aus meiner Sicht beispielsweise im Vergleich zu Investments in Start-ups zu einer sicheren Geldanlage – auch wenn man das natürlich nie zu einhundert Prozent garantieren kann.
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