Impact Investing: Mit Profit die Welt verbessern
Geld ist neben unserer Arbeitszeit einer der wichtigsten Hebel, um Veränderungen anzustoßen. Wofür wir unser Geld ausgeben und wie wir es anlegen, hat einen direkten Einfluss auf Umwelt, Klima und Gesellschaft. Das zeigt sich besonders am Thema Kapitalanlage: Wer in Fonds investiert, finanziert auch die Treibhausgasemissionen der Unternehmen mit – laut einer Studie der Verbraucherzentrale bis zu 904 Kilogramm pro 1.000 Euro Anlagesumme. Mit der Wahl einer nachhaltigen Anlagevariante ließe sich der Ausstoß um bis zu 80 Prozent reduzieren. Um diese Werte zu ermitteln, berücksichtigen Analyseverfahren alle Bereiche, in denen das Investment Treibhausgasemissionen unterstützt. Neben Art der Branche und Arbeitsweise der Unternehmen gehören dazu auch Faktoren wie beispielsweise die Produktlebensdauer.
Zusätzlich zum CO2-Fußabdruck zählen zahlreiche weitere Aspekte zur Ermittlung der Nachhaltigkeits-Bilanz von Investments. Anhand von Negativ- oder Positivkriterien können bestimmte Firmen oder Branchen ausgeschlossen werden, für Engagement in nachhaltigen Bereichen gibt es dagegen Pluspunkte. Der so genannte „Best-in-Class-Ansatz“ setzt auf Unternehmen, die sich im Branchenvergleich besonders hervorheben.
Nachhaltige Geldanlagen mit Impact liegen im Trend
Die Frage, für welchen Zweck das Geld eingesetzt wird und welche Verantwortung damit einhergeht, steht bei der Auswahl der Anlagevariante zwar oft noch nicht im Vordergrund. Doch das kollektive Bewusstsein wächst. Immer mehr Anleger möchten sicherstellen, dass das Erwirtschaften von Renditen nicht zu Lasten von Menschen oder Natur erfolgt. So zeigt eine aktuelle Studie von Union Investment, dass bereits 72 Prozent der professionellen Investoren in Deutschland Kriterien wie Umwelt und Soziales bei der Kapitalanlage berücksichtigen – sieben Prozent mehr als 2018, der höchste Wert seit Beginn der Befragung im Jahr 2009. Gemäß dem jüngsten Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) wurden in Deutschland 2018 insgesamt 219,1 Milliarden Euro nachhaltig investiert. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Zuwachs von 28,2 Prozent.
Nicht nur Negatives vermeiden, sondern Positives bewirken
Impact Investing, also „Wirkungsorientiertes Investieren“, geht noch einen Schritt weiter. Impact-Investoren möchten nicht nur durch eine bewusste Anlagestrategie soziale und ökologische Risiken minimieren, sondern vielmehr langfristige Verbesserungen bewirken. Um das zu erreichen, erfolgen gezielte Investitionen in Projekte, Unternehmen, Organisationen und Fonds, die einen messbaren Beitrag zur Lösung konkreter Probleme leisten. Als generelle Anhaltspunkte gelten die von den Vereinten Nationen festgeschriebenen Ziele für nachhaltige Entwicklung: Die Sustainable Development Goals (SDG) umfassen beispielsweise die Bekämpfung von Armut, Initiativen zum Klimaschutz und das Sicherstellen von Bildung, Trinkwasser sowie bezahlbarer und sauberer Energie. Anlagemöglichkeiten im Rahmen von Impact Investing finden sich im Bildungs-, Gesundheits- und Energiesektor sowie in der nachhaltigen Landwirtschaft.
Kriterien für wirkungsorientierte Investments
Zwar gibt es bisher noch keine verbindlichen Kriterien für nachhaltige Geldanlagen, das FNG bietet allerdings Richtlinien zur Orientierung. Neben den klassischen Maßstäben Rentabilität, Liquidität und Sicherheit werden demnach auch die so genannten ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) betrachtet. Impact Investments haben das klare Ziel eines Mehrwerts für Umwelt und/oder Gesellschaft – und zwar gemäß der Bundesinitiative für Impact-Investments möglichst „direkt, intendiert und nachweisbar“. Anbieter entscheiden jedoch selbst, wie sie die Wirkung ihrer Produkte messen: Es lohnt sich also, genau hinzuschauen.
Damit Impact Investments für Verbraucher transparenter werden, arbeitet das Global Impact Investing Network (GIIN), in dem sich Fondsgesellschaften, Vermögensverwaltungen, Stiftungen, Banken und öffentliche Organisationen zusammengeschlossen haben, an der Entwicklung einheitlicher Prinzipien und Leitlinien. Andere Anbieter, wie beispielsweise die Nachhaltigkeits-Ratingagentur imug, bieten Analyseverfahren für eine bessere Messbarkeit.
Finanzielle und soziale Rendite
Für positive soziale und ökologische Effekte nehmen einige Investoren Abstriche bei der Rendite sowie höhere Aufschläge und Verwaltungsgebühren in Kauf. Um reine Wohltätigkeit geht es bei Impact-Investments jedoch nicht. Je nach strategischer Zielsetzung gibt es zwar Investoren, die sich bewusst für Anlagen mit einer niedrigen Renditeerwartung entscheiden. Ihr Anteil liegt laut einer Umfrage des GIIN jedoch nur bei etwa 20 Prozent. Der Großteil der Anleger verfolgt Renditen, die dem Marktniveau entsprechen oder sogar darüber liegen. Seit ihrer Auflage erzielen Impact-Fonds pro Jahr durchschnittlich 5,8 Prozent Rendite. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Fonds sind dabei jedoch groß. Ein Vorteil, den fast alle wirkungsorientierten Investments bieten, sind die vergleichsweise geringe Volatilität sowie niedrige Ausfallraten, da die Unternehmen langfristiger ausgerichtet und in Krisenzeiten stabiler sind.
Eine Nische auf Wachstumskurs
Noch ist Impact Investing eine Nische, die Zahl und Vielfalt der Anlagen ist in den vergangenen zehn Jahren jedoch sprunghaft angestiegen. Laut Schätzung des GIIN liegt der globale Impact-Investment-Markt aktuell bei etwa 502 Milliarden US Dollar. In Deutschland steckten 2018 etwa 13 Milliarden Euro in wirkungsorientierten Fonds und Mandaten, so die Information im Jahresbericht des FNG. Den überwiegenden Anteil stellen dabei geschlossene Fonds institutioneller Anleger. Impact Investments nahmen laut Aussage des FNG 2018 unter allen nachhaltigen Anlagen am stärksten zu: Die Nische wuchs um 149 Prozent.
Für wen ist Impact Investing interessant?
Wirkungsorientierte Investments zeigen, dass geschickte Geldanlage und ein aktiver Beitrag zu einer besseren Zukunft durchaus Hand in Hand gehen können. Das Zusammenspiel von soliden Renditen, niedrigen Ausfallraten und nachhaltiger Wirkung macht Impact-Portfolios für Stiftungen, professionelle Anleger und trotz etwas engerer Handlungsspielräume auch für Privatanleger interessant. Eine Herausforderung stellen derzeit vor allem noch die oft unklaren Maßstäbe dar, die Anbieter an ihren tatsächlichen „Impact“ stellen. Um sicherzugehen, welche konkreten Effekte erzielt werden sollen und wie diese gemessen werden, sollten interessierte Anleger stets genau nachforschen.
Aktuell ist Impact Investing ein noch junger Nischenmarkt – allerdings mit Wachstumsraten, von denen andere Bereiche nur träumen können. Neben einer interessanten Anlageoption, die eine Brücke zwischen ertragsmotivierter Geldanlage und philanthropischer Spende schlägt, sind Impact Investments vor allem eines: Ein klares Signal für einen Wertewandel und ein aktiver Beitrag zu sozialen und ökologischen Verbesserungen.