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“Crowdinvesting kann eine wichtige Rolle bei der Demokratisierung der Startup-Finanzierung spielen”

Autor/in:
WIWIN - Nachhaltig investieren
5 Minuten Lesezeit
Unternehmerin und Speakerin Verena Pausder

Verena Pausder ist ein wahres Multitalent: Sie ist erfolgreiche Unternehmerin, Investorin, Podcasterin, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands und ganz nebenbei auch noch Co-Founderin des Frauenfußball-Vereins Viktoria Berlin. Im ersten Teil des Exklusiv-Interviews im WIWIN Magazin spricht Verena über die Situation von Gründerinnen in Deutschland, wie sie Frauen in der Startup-Szene fördert und wie Crowdinvesting Gründer/innen bei der Finanzierung helfen kann.

Starten wir mit einer Zahl aus dem aktuellen “Startup-Monitor”, den der Bundesverband Deutsche Startups kürzlich veröffentlicht hat. Zum ersten Mal seit Jahren sinkt der Anteil der Gründerinnen in Deutschland wieder – von 20,7 Prozent im Vorjahr auf jetzt 18,8 Prozent. Was sind deine Gedanken dazu?

Verena Pausder: Der Rückgang des Anteils der Gründerinnen in Deutschland von 20,7% auf 18,8% ist sehr besorgniserregend und ein klarer Rückschritt für die Startup-Szene. Diese Entwicklung zeigt, dass wir in Sachen Gleichberechtigung und Diversität in der Gründerszene noch viel Arbeit vor uns haben. Es ist nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch der wirtschaftlichen Vernunft, denn wir verschenken hier enormes Innovationspotenzial. Wir müssen dringend die strukturellen Rahmenbedingungen für Gründerinnen verbessern, um diesen Trend umzukehren und bis 2030 einen Anteil von 30% zu erreichen. Dazu gehören der Mutterschutz für Selbständige, höhere Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten und der konsequente Ausbau von Kitaplätzen.

Du bist selbst erfolgreiche Gründerin. Wer oder was hat dir vor allem in der anfänglichen Gründungsphase sehr geholfen? 

Verena Pausder: In der Anfangsphase meiner Gründung war ein starkes Netzwerk von Mentor/innen und anderen Gründer/innen unglaublich wertvoll. Ich habe damals die sogenannten ‘Ladies Dinner’ ins Leben gerufen und alle Gründerinnen, die ich kannte, dazu eingeladen, damit wir einen Vertrauenskreis hatten, in dem wir uns offen austauschen konnten. Das war Gold wert.

Wie förderst du persönlich Frauen in der Startup-Szene? Und welche konkreten Maßnahmen ergreift der Bundesverband?

Verena Pausder: Persönlich engagiere ich mich stark für die Förderung von Frauen in der Startup-Szene, insbesondere indem ich in sie investiere. Die Hälfte meiner Business Angel Investments gehen an Gründerinnen. Außerdem teile ich meine Erfahrungen als Gründerin zusammen mit Lea Sophie-Cramer jede Woche in unserem Podcast Fast & Curious. So versuchen wir, als Vorbild zu fungieren, um mehr Frauen zu ermutigen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Als Vorsitzende des Startup-Verbands setze ich mich für bessere Rahmenbedingungen für Gründerinnen ein.

Welche Prozesse müssen jetzt in die Tat umgesetzt werden, damit der Anteil der Gründerinnen in Deutschland endlich verlässlich steigt?

Verena Pausder: Um den Anteil der Gründerinnen nachhaltig zu steigern, müssen wir an mehreren Fronten gleichzeitig ansetzen. Erstens brauchen wir strukturelle Rahmenbedingungen wie oben beschrieben. Darüber hinaus brauchen wir mehr Vorbilder und Sichtbarkeit für erfolgreiche Gründerinnen. Dann müssen wir den Zugang zu Kapital für Frauen verbessern, da nur 2% des Venture Capital in Deutschland an Gründerinnen gehen. Und nicht zuletzt müssen wir schon in der Schule ansetzen und Mädchen stärker für unternehmerisches Denken und MINT-Fächer begeistern.

Gerade bei nachhaltigen und sozialen Startups ist der Anteil der Gründerinnen im Vergleich höher als in anderen Segmenten. Woran liegt das aus deiner Sicht?

Verena Pausder: Der höhere Anteil von Gründerinnen in nachhaltigen und sozialen Startups ist darauf zurückzuführen, dass Frauen den Wunsch haben, mit mehr Impact zu gründen. Das ist erstmal eine große Stärke. Frauen müssen sich aber auch davor schützen, sich zu viele Missstände auf einmal vorzunehmen und sich dann zu übernehmen. Denn allein eine Gründung ist schon eine große Herausforderung, sie dann noch von Anfang an mit einem großen sozialen und gesellschaftlichen Anspruch zu verbinden, macht es dann noch schwerer.

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„Crowdinvesting kann eine wichtige Rolle bei der Demokratisierung der Startup-Finanzierung spielen. Es bietet Gründerinnen die Chance, ihre Ideen direkt einer breiten Masse von potenziellen Investoren zu präsentieren und dabei möglicherweise auch mehr weibliche Investoren zu erreichen.“

– Verena Pausder, Unternehmerin, Investorin und Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands

Der Zugang zu frischem Kapital ist für Startups traditionell eine der größten Herausforderungen. Haben es Gründerinnen hier noch mal schwerer als Gründer?

Verena Pausder: Ja, leider haben es Gründerinnen bei der Kapitalbeschaffung immer noch schwerer als ihre männlichen Kollegen. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Reine Frauen-Teams erhalten nur etwa 2% des verteilten Kapitals. Das liegt unter anderem an unbewussten Vorurteilen in der noch immer männlich dominierten Investorenlandschaft und an der Tatsache, dass es häufig Männer sind, die Partner bei den großen Venture Capital Fonds sind.

Welche Rolle kann bei der Kapitalbeschaffung eine Finanzierungsform wie das Crowdinvesting spielen? 

Verena Pausder: Crowdinvesting kann eine wichtige Rolle bei der Demokratisierung der Startup-Finanzierung spielen. Es bietet Gründerinnen die Chance, ihre Ideen direkt einer breiten Masse von potenziellen Investoren zu präsentieren und dabei möglicherweise auch mehr weibliche Investoren zu erreichen. Zudem kann es helfen, die erste Finanzierungshürde zu überwinden und so den Weg für weitere Investitionen zu ebnen.

junge Startup-Gründerin und Gründer

Der zweite Teil des Interviews mit Verena Pausder erscheint am Montag, den 28. Oktober. 

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